Guter solider Historienroman

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eliza2010 Avatar

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Alvin von Briest ist ein echter Preuße. Er fühlt sich den alten Traditionen seines Heimatlandes verpflichtet, auch wenn es ihm nicht immer leicht fällt. Auf Rat seines Freundes Otto von Bismarck entscheidet er sich sogar für eine Militärlaufbahn. Ganz anders sein Freund Paul Baermann. Paul stammt aus dem Münchner Bürgertum und ist ein Mann des Fortschritts. Seine einzige Liebe gilt der Eisenbahn. Bis er in Paris Louise Ferrand kennenlernt, die ihn mit ihrer Schönheit verzaubert. Doch Louise ist schon einem anderen versprochen - seinem besten Freund. Sie heiratet Alvin von Briest, der sie vor Hunger und Tod gerettet hat. Ihr Herz aber gehört Paul. Während in Berlin Barrikaden gebaut werden, die Industrialisierung ihren Lauf nimmt und sich Deutschland schließlich unter Bismarck eint, müssen Alvin, Paul und Louise in einem Jahrhundert der Gegensätze ihren Weg finden.
(Quelle: amazon)

Der neue Roman von Richard Dübell verspricht beste Unterhaltung für die Fans von historischen Romanen, dazu ein echter Schmöker mit über 1000 Seiten. Doch leider hat mich der Roman ein klein wenig enttäuscht, ich hatte mir mehr versprochen. Erst einmal zum Positiven: Richard Dübell hat einen sehr angenehmen Schreibstiel, sodass man die 1000 Seiten relativ schnell gelesen hat. Die Epoche ist wunderbar eingefangen, die Mentalität, die Zerrissenheit und die Authentizität der Bevölkerung ist beeindruckend geschildert. Leser die nicht viel über diese Zeit wissen, bekommen einen guten Einblick in diese Epoche und gratis Geschichtsunterricht. Sicherlich kann Richard Dübell nur einen Bruchteil dessen erzählen, was eigentlich geschehen ist, aber dieses gelingt ihm sehr gut. Die Fans von Politik und Geschichte dieser Zeit kommen hier voll auf ihre Kosten.

Was mich ein bisschen an diesem Roman gestört hat, ist das ich mit den Figuren teilweise nicht warm geworden bin, besonders mit den beiden Frauengestalten: Louise und Pauls Schwester Lilly konnte ich mich überhaupt nicht anfreunden. Teilweise habe ich mich beim Lesen regelrecht über die beiden aufgeregt, weil ihr Handeln für mich einfach nicht nachvollziehbar war, gerade Louise ging mir zum Ende des Romans gelinde gesagt auf die Nerven. Sorry, aber dies sind meine persönlichen Empfindungen. Das Zweite was mich an diesem Roman ein klein wenig gestört hat, ist die Zeitspanne von über 30 Jahren, am Ende kann ich sagen, dass mir ein kürzerer, aber intensiverer Einblick wohl besser gefallen hätte. Der dritte Kritikpunkt den ich anführe ist, dass es mir gerade zum Ende hin doch ein bisschen arg viele Zufälle waren, sodass ich nicht glauben mag, dass sich alles genauso verhalten haben könnte. Manchmal ist ein offenes Ende oder kein Happy-End besser als ein zurechtgebogenes Ende. Auch das sehr actionlastige Ende hätte ich nicht für diesen an sonst tollen Roman gebraucht.

Von mir gibt es für diesen soliden historischen Roman unter Berücksichtigung der genannten Kritikpunkte eine Leseempfehlung mit kleinen Einschränkungen.