Ein Plädoyer für die große Liebe und für Toleranz

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Wer den Schreibstil von Isabelle Allende kennt und schätzt, wird von "Der japanische Liebhaber" definitiv nicht enttäuscht werden. Isabell Allende erzählt die Geschichte einer einzigartigen Liebe, die ein Leben lang währt. Mit der Liebesgeschichte zwischen Alma und Ichimei bringt die Autorin ihren Glauben an die mystische Verbindung zwischen zwei Menschen zum Ausdruck, und sie ermutigt ihre Leserschaft dazu ebenso an die Möglichkeit einer solchen Liebe zu glauben! Insofern ist "Der japanische Liebhaber" ein Plädoyer für die Existenz der ganz großen Liebe! Liebe ist doch nicht nur ein Wort.
Dennoch bleibt diese schönste und großartigste Erfahrung der Welt mit all ihrer Romantik und dem höchsten Glück für Alma und Ichimei von der nüchternen Hässlichkeit der Realität nicht unberührt. Die große und faszinierende Liebe zwischen Amla und Ichimei, die was Heiliges ausstrahlt, wird kurz und schmerzvoll den Banalitäten der Welt geopfert. Alma Belasco entstammt einer sehr wohlhabenden, jüdischen Familie, die das Schicksal als achtjähriges Kind zu ihrer Tante und ihrem reichen Onkel nach Amerika verschlagen hat. Ichimei ist der Sohn relativ armer, japanischer Einwanderer. Sein Vater ist der Gärtner von Almas Onkel. Bei ihrem Kennenlernen sind beide acht Jahre alt. Schon als Kinder lernen sie sich schnell lieben. Als junge Erwachsene geht ihre Liebe in eine neue Phase über. Sie wird sinnlich und leidenschaftlich. Alma und Ichimei sind wie im Himmel und erleben das höchste Glück, das sich ein Mensch überhaupt vorstellen kann. Isabell Allende betont immer wieder die elementare Wichtigkeit von Körperlichkeit und Sexualität, die den Menschen nur dann erfüllt und belebt, wenn ein mystisches Band der Liebe zwischen ihnen vorhanden ist! Ichimei ist der einzige Mensch auf der ganzen Welt für den Alma in der Lage ist so(!) zu fühlen. Sie kann nur ihn wirklich lieben. Umgekehrt verhält es sich genauso. Für Ichimei ist Alma die einzige richtige Liebe seines Lebens. Das Liebesglück der beiden spielt sich zu Beginn der 50-er Jahre ab. Eine Zeit voller Intoleranz, Rassismus und ungeschriebener Gesetze, die auch die selbstbewusste und fesche Alma nicht zu überwinden vermag. Als sie feststellt, dass sie von Ichimei schwanger ist, reagiert sie beinahe panisch. Aus Angst vor gesellschaftlicher Ablehnung und der Gefahr den für sie selbstverständlichen Wohlstand aufgeben zu müssen, wenn sie eine öffentliche Verbindung mit Ichimei eingeht, macht sie mit ihrem japanischem Liebhaber schluss und begibt sich in eine Abtreibungsklinik... Damit bricht sie nicht nur ihm, sondern auch sich selbst das Herz. Beiden stehen nun triste und öde Jahre bevor, in denen sich Alma nicht mehr lebendig fühlt. Ohne Ichimei und der Liebe ist sie nur scheinlebendig! Da ist eine Leere, die nichts auszufüllen vermag!
Isabell Allende übt in der ihr typischen Art, ganz zart und leise aber dennoch unmissverständlich klar Kritik an einer engstirnigen, rassistischen und materialistischen Gesellschaft, in der das lebendige Leben ins Abseits gedrängt wird, wo es sich verstecken muss und ein Dasein im Dunkeln fristet. Das ist unwürdig. In "Der japanische Liebhaber" bleibt das Unwürdige bestehen, sie ist Teil der Realität. Alma und Ichimei finden nach 14 Jahren der Trennung, nachdem beide Kinder von anderen Partnern haben und standesgemäß verheiratet sind, wieder zusammen, aber ihre Liebe ist und bleibt heimlich. Es ist die Geschichte einer heiligen Liebe, die zur lebenslangen Lüge wird. Es ist paradox, es ist unwürdig und es ist voller Ekstase und Glück. So wie das Leben eben ist!