eine bemerkenswerte Liebes- und Lebensgeschichte

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mrs-lucky Avatar

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Der Titel des aktuellen Romans von Isabel Allende, „Der japanische Liebhaber“ , ist fast eine Untertreibung, denn dieses Roman ist weit mehr als nur eine Liebesgeschichte, neben Liebe dreht es sich auch um Freundschaft, Treue, Loyalität aber auch um die Unbilden des Alterns.
Im Mittelpunkt der Geschichte stehen die 80-jährige Alma Belasco sowie ihr japanischer Freund Ichimei Fukuda mit ihren teils tragischen Lebensgeschichten. Almas Familie ist erstaunt, als diese von einem auf den anderen Tag ihr luxuriöses Leben hinter sich lässt, um ihre letzten Lebensjahre in San Francisco in einem Altersheim mit eher exzentrischen Mitbewohnern zu verbringen. Dort engagiert Alma die junge Pflegerin Irina, damit diese sich um ihre persönlichen Belange kümmern kann. Irina wird nicht nur auf Almas kleines Geheimnis bezüglich Ichimei aufmerksam, das sie mithilfe von Almas Enkel Seth ergründen will, sie selbst trägt ebenfalls ein Geheimnis mit sich, dass ihr Leben teils dramatisch beeinflusst hat.
Wie gewohnt dreht sich auch diese Geschichte Isabel Allendes um keine einfachen Schicksale. Der Roman besticht durch seine Sprache und die große Erzählkraft der Autorin. Zu Beginn besitzt die Erzählung eine erstaunliche Leichtigkeit und einige erheiternde Szenen. Je bedrückender die Einblicke in die Lebensgeschichten werden, umso eindringlicher wird die auch die Sprache.
Die Geschichte entwickelt sich einerseits in der Gegenwart weiter, geschickt sind jedoch immer wieder Rückblenden eingebaut, die nach und nach die Zusammenhänge entwickeln und eine fesselnde Spannung erzeugen.
Alma und Irina bestechen als tragende Charaktere der Geschichte durch die beindruckende Art und Weise, mit der sie mit ihren Schicksalen umgehen.
Lediglich gegen Ende erfolgen einige Entwicklungen zu den Hauptcharakteren sehr schnell und für mich nicht wirklich nachvollziehbar.
Als einzige Schwäche des Romans habe ich empfunden, dass er zwar einige heikle Themen anspricht wie die Internierung der japanisch stämmigen Amerikaner im 2.Weltkrieg, Rassismus, sexuellen Missbrauch oder auch den Umgang mit Homosexualität, hier jedoch sehr oberflächlich bleibt.
Insgesamt gebe ich dem Roman jedoch schon aufgrund der beeindruckenden Charaktere eine klare Leseempfehlung.