Eine seichte Liebesgeschichte? "Der japanische Liebhaber" ist so viel mehr...

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steffi liest Avatar

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Dass Isabel Allende eine der meistgelesenen und beliebtesten Roman-Autorinnen unserer Zeit ist, ist wohl unbestritten. Ihr neuestes Werk ist wieder ein Beweis für ihren grandiosen Schreibstil und ihre Fähigkeit, den Leser in ihren Bann zu ziehen. "Der japanische Liebhaber" fügt sich nahtlos in Allende's Gesamtwerk ein und bereitet wie die meisten anderen ihrer Romane bis zur letzten Seite ein kurzweiliges und fesselndes Lesevergnügen voller Spannung und überraschender Wendungen.
Was erwartet die Leser von "Der japanische Liebhaber"? All diejenigen, die auf eine seichte Liebesgeschichte hoffen, seien gewarnt: Es steckt viel mehr als das in den 335 Seiten! Mit jedem Blättern wächst die Erkenntnis, dass hinter Alma Belasco ein, wenn auch nicht immer rosiges, so doch erfülltes Leben liegt. Sicherlich: Alma hatte es nicht immer leicht. Kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges musste die junge Jüdin im Kindesalter ohne ihre Eltern aus Polen ins fremde Amerika fliehen. Später musste sie zuerst die Trennung von ihrer Jugendliebe Ichimei Fukuda, dann den Verlust ihres ungeborenen Kindes und zuletzt den schleichenden Tod ihres Ehemannes, Cousins und besten Freundes Nathaniel durch die soeben neu entdeckte Krankheit AIDS ertragen. Dennoch gibt es eine Sache, die Alma all diese tragischen Ereignisse vergessen und sie auf ein glückliches Leben zurückblicken lässt: Die Liebe zu Ihrem Jugendfreund Ichimei, den sie nach einigen Jahren wiedertraf und mit dem sie trotz widriger Umstände und obwohl er bereits verheiratet war eine geheime, leidenschaftliche und langjährige Affäre begann. Eine Liebe, die Jahrzehnte überdauerte und die nicht einmal der Tod trennen konnte.
Eingebetet ist die Lebensgeschichte der Alma Belasco in eine Rahmenhandlung, die ebenfalls nichts an Tragik, aber auch an Hoffnung vermissen lässt: Die aufkeimende Liebesgeschichte zwischen Alma's Enkel Seth und ihrer Assistentin Irina, die ebenfalls ein schreckliches Erlebnis in ihrer Vergangenheit zu bewältigen hat.
Trotz eines überaus positiven Gesamteindrucks gibt es einen Stern Abzug: Die Häufung der tragischen Ereignisse in Alma's und Irina's Leben macht es zunehmend schwer, sich mit den beiden Damen zu identifizieren. Ein, zwei Dramen weniger hätten es auch getan, Frau Allende...