Familiengeschichte der Belascos

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Die Handlung des Buches ist zweigeteilt: Einmal spielt sie in der Gegenwart, in einem Altenheim in Kalifornien, wo die über 80jährige Alma Belasco, eine wohlhabende Künstlerin, seit kurzem wohnt. Hier arbeitet auch die Pflegerin Irina und die beiden freunden sich an. Dann gibt es noch die Vergangenheit, Alma ist bei ihrer Tante und ihrem Onkel in San Francisco aufgewachsen, da ihre Eltern als Juden in Europa ihre Tochter im 2. Weltkrieg in Sicherheit bringen wollten. Bei den Belascos lebt auch die japanische Familie Fukuda, Takao ist der Gärtner der Familie und Alma freundet sich mit dem jüngsten Sohn Ichimei an.

Die Gegenwart im Altenheim ist geprägt von den Gebrechen des Alters, obwohl Alma versucht noch möglichst unabhängig zu bleiben. Nur Irina braucht sie als Hilfe, und ihr Lieblingsenkel Seth kommt oft zu Besuch. Jedoch hat Alma so ihre kleinen Geheimnisse, ab und an verschwindet sie mit ihrem Auto für ein paar Tage und Irina und Seth versuchen ihr auf die Spur zu kommen, sie vermuten dahinter steckt ein Liebhaber! Seth möchte gerne ein Buch über seine Familiengeschichte schreiben und benötigt dazu Almas Hilfe. Da sind wir also wieder bei der Vergangenheit. Während der Kriegszeit wird die japanische Familie Fukuda in ein Internierungslager nach Utah geschickt. Später kehrt Ichimei jedoch wieder zurück, sehr zur Freude von Alma. Dann gibt es da aber auch noch ihren Cousin Nathaniel Belasco, der die Kanzlei seines Vaters übernimmt. Alma liebt beide Männer, Ichimei und Nathaniel, beide auf eine andere Art, Ichimei aus Leidenschaft, Nathaniel mehr als Bruder, Vertrauter und Freund – jedoch heiratet sie trotzdem Nathaniel, da in den 50er Jahren eine Misch-Ehe nicht akzeptiert worden wäre. Und zu guter Letzt hat auch die aus Moldawien stammende Irina noch mit ihrer eigenen tragischen Familiengeschichte aufzuwarten...

Von diesen zwei Handlungsebenen hat mich die Vergangenheit deutlich mehr interessiert, das Leben der wohlhabenden Anwalts-Familie Belasco in San Francisco und die Geschichte der Famile Fukuda, die ins Internierungslager kommen. Und natürlich auch die Geschichte von Almas Liebe zu Ichimei und Nathaniel.

Meine Meinung zum Buch ist etwas zweigeteilt: Die Geschichte des Buches, das Schicksal einerseits von Almas Eltern als Juden in Europa und der japanischen Familie in den USA war sehr fesselnd. Jedoch habe als Haupt-Kritikpunkt, dass das Buch eigentlich durchgängig so passiv erzählt wird, einfach indem aneinandergereiht wird, wer was wann und wo gemacht hat. Es ist eigentlich mehr eine Chronologie der Ereignisse, einfach ein Bericht. Alles ist sehr passiv erzählt, es gibt recht wenige Dialoge, die ein Buch erst lebendig machen, und wenn es einen Dialog gibt, so besteht dieser meist nur aus 4-5 Sätzen. Dadurch wurde für mich das Buch sehr zäh zu lesen. Auch habe ich das Gefühl, dass sie manchmal einfach zu viel erzählen will. Es gibt unzählige Nebenfiguren, von denen wir jeweils die ganze Lebensgeschichte erfahren. Das war mir manchmal einfach zu viel. Auch die sprunghafte Handlung, mit ihren vielen Bruchsteinchen aus der über 100 jährigen Familiengeschichte sowie aus der Gegenwart über die Bewohner des Altenheims hat mich oft etwas aus dem Konzept gebracht. Es gibt für meinen Geschmack zu viele Schicksalsschläge, auch in Form von Krankheiten. Da hätte ich es spannender gefunden tiefer in die Charaktere einzudringen, mit leiseren Tönen die inneren Konflikte zu beleuchten. So kommt für mich sogar das zentrale Element, die Liebe zwischen Alma und Ichimei einfach zu kurz. Sprachlich gibt es viele lange Schachtelsätze, so entstand für mich kaum mal ein Lesefluss, und ich hab das Buch oft schon nach ein paar Seiten wieder zur Seite gelegt. Früher habe ich mal „Das Geisterhaus“ verschlungen. Jetzt weiß ich nicht, ob sich seitdem mein Lesegeschmack so verändert hat, oder ob Frau Allende nun nicht mehr so fesselnd erzählt. Also ich war etwas enttäuscht, daher trotz der teils interessanten Story von mir leider nur 3 Sterne.