Liebe gegen die Zwänge der Welt

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"Der japanische Liebhaber" beginnt in der heutigen Zeit in einem Altersheim, in das sich Alma Belasco selbst eingewiesen hat. Dort ist Irina tätig und wird schon bald zu Almas Assistentin. Und Allende würde ihrem Ruf nicht gerecht, wenn sich von diesem Ausgangspunkt aus nicht eine generationsübergreifende Geschichte spinnen ließe.

Kunstvoll, d.h. gut lesbar und nicht vorhersehbar, werden sehr verschiedene Familiengeschichten erzählt. Die Jüdin Alma Mendel wird aus Polen zu Verwandten nach Amerika geschickt, um dem zweiten Weltkrieg zu entfliehen. Ebendiese Verwandten, die Belascos, sind wohlhabend und beschäftigen zur Pflege ihres Gartens die Fukudas, japanische Einwanderer. Und die aus Moldawien stammende Irina Bazili verbringt genug Zeit mit Alma, um deren Geschichte zu erfahren und ihre eigene zu bewältigen.

Allende nimmt ihre Leser mit auf eine Zeitreise vom Anfang des 20. Jahrhunderts bis heute. Die in Amerika lebende Autorin liefert Details über die dortigen Einflüsse des Weltkriegs. So war es interessant zu lesen, dass in Amerika lebende Japaner kein Land kaufen durften oder wie sie in Lagern eingesperrt wurden, damit sie nicht mit dem Feind kooperieren konnten. Auch die Rolle der Frau in den verschiedenen Zeiten spielt eine große Rolle in diesem Roman. Es ist amüsant zu sehen, wie sich Alma früher schon gesellschaftlichen Zwängen widersetzt und auch in der heutigen Zeit noch rebellisch wirkt.

Das große Thema des Buchs ist die Überwindung von Widrigkeiten des Lebens für Liebe und Freundschaft. Dafür gibt es neben der Beziehung mit dem "japanischen Liebhaber" verschiedene Pärchen-Konstellationen. Die großartige Erzählerin Isabel Allende hat es mit ihrer klaren Sprache und einer herzerwärmenden Geschichte wieder einmal geschafft, mich zu begeistern.