Literarisches Meisterwerk

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la novelera Avatar

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Die junge Irina findet Anstellung in einem Altenheim und lernt dort die verschiedensten Charaktere kennen. Nachdem sie Schlimmes durchgemacht hat und ihre Vergangenheit so weit wie möglich hinter sich lassen möchte, ist die Arbeit mit den alten Menschen Balsam für ihre Seele. An ihrem neuen Arbeitsplatz lernt sie auch die hochbetagte Dame Alma und deren Enkel Seth kennen, der sich in sie verliebt und zunächst vergebens um sie wirbt. Doch beide haben ein gemeinsames Vorhaben: sie wollen herausfinden, wohin Alma so oft verschwindet, von wem sie Briefe erhält und jede Woche Blumen. Gemeinsam begeben sie sich auf die Spuren von Almas Vergangenheit und lösen das Rätsel um den „japanischen Liebhaber.“
Ein Meisterwerk! „Der japanische Liebhaber“ war mein erstes Allende Buch (und das, obwohl ich lateinamerikanische Autoren wie Vargas Llosa oder García Márquez ziemlich gerne lese) und ich muss sagen, ich war hellauf begeistert.
Noch im Nachhinein staune ich über die Ideen, die Allende in diese verschlungene Geschichte einfließen lässt. Dem Leser wird nicht einfach die Story vor die Nase gesetzt, sondern er gleitet sanft hinein in diese Geschichte und lernt die Hauptfiguren nach und nach kennen (von denen man am Anfang manchmal noch gar nicht dachte, dass es die Hauptfiguren sind).
Und dann diese wunderbare Art, mit der Allende die Worte zum Klingen bringt (bzw. sei hier ein Lob an die Übersetzerin Svenja Becker auszusprechen). Das Buch ist einfühlsam geschrieben, schreckt aber auch nicht zurück vor ehrlichen Worten.
Die Liebe spielt eine tragende Rolle, nicht nur im romantischen Sinne, sondern auch auf vielfältige andere Weise, denke man an die geschwisterliche Liebe, die Alma mit Nathaniel verbindet oder die, welche Kirsten, die Mitarbeiterin Almas mit Down-Syndrom für jene empfindet und diese zulässt. Noch in die Beziehung zu ihrer Katze Neko lässt Allende ganz viel Liebe einfließen und natürlich zu ihrem japanischen Liebhaber.
Der Roman zeichnet sich auch dadurch aus, dass man immer wieder von unvorhergesehenen Geschehnissen überrascht wird. Es kommen immer mal wieder Details und Ereignisse zum Tragen, die den Leser sehr verwundern. Zudem lernt man einiges über die Zeit der japanischen Internierungslager in den Staaten und über die Gepflogenheiten der Japaner im Allgemeinen.
Das Buch schlägt man mit einem warmen Gefühl im Herzen zu und mit ein wenig Wehmut, dass die Geschichte zu Ende erzählt ist. Ein ganz wunderbares Buch, das vom wahren Leben erzählt und der Seele einfach gut tut.