Schwächelnder Roman einer starken Schriftstellerin

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evelynmartina Avatar

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Im neuen Roman „Der japanische Liebhaber“ von Isabel Allende dreht es sich um Liebe, Glück und Schmerz, Kummer und Leid zu heutigen und damaligen Zeiten.

Die junge Irina trifft auf die im Seniorenheim lebende Alma, die nicht nur einige Lebensjahre auf dem Buckel, sondern auch ein Geheimnis in sich trägt. Daß es sich um besagten japanischen Liebhaber handelt, erahnt der Leser schon recht früh. Und so begibt er sich zusammen mit Irina, die Spuren in Alma's Vergangenheit sucht und dabei sich selbst zu finden glaubt, auf eine Reise zu den Anfängen einer Liebschaft, die trotz aller Widrigkeiten über Jahre hinweg anzuhalten scheint.

Erwartet hatte ich eine Liebesgeschichte, gelesen habe ich eine Geschichte über zwei Frauen und Familien, deren Schicksale in geschichtliche Abläufe und Ereignisse der letzten hundert Jahre sowie in aktuelle, brisante Themen eingebettet sind.
Die Liaison zwischen Alma und ihrem japanischen Freund zieht sich zwar wie ein Faden durch das Buch, der jedoch immer wieder durch wechselnde Sprünge von Gegenwart und Vergangenheit und Einflechtungen historischer und gegenwärtiger Begebenheiten abgeschnitten wird.

Ich tat mir schwer mit dem Roman, fand ich nur stellenweise die Erzählkunst von Isabel Allende und ihre Fähigkeit, Gefühle auszudrücken und zu vermitteln, wieder, Eigenschaften der Schriftstellerin, wie ich sie aus „Das Geisterhaus“ oder „Paula“, meinem Lieblingsbuch schlechthin, kenne und schätze. Stattdessen sah ich mich mit seitenlangen belanglosen Beschreibungen, insgesamt wenigen Dialogen und dem Versuch, möglichst viele Probleme in 336 Seiten zu packen, konfrontiert, so daß der Spannungsbogen in meinem Fall stetig bergab ging.
Zudem haben mich die Figuren und ihre Schicksalsschläge kaum berührt und bewegt. Sogar Alma und ihr Ichimei verlieren sich zwischen den Zeilen und ihre ein Leben lang andauernde Beziehung kommt aus meiner Sicht schlussendlich zu kurz. Und gerade auf eine Liebe voller Emotionen hatte ich mich eigentlich gefreut.

Wer Isabel Allende kennenlernen möchte, dem lege ich andere Werke der Autorin ans Herz, denn „Der japanische Liebhaber“ zählt meiner Meinung nach nicht zu ihren Glanzstücken.