Buhlen um die Liebe des Vaters

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elkestricker Avatar

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Allein das Cover dieses historischen Romans strahlt eine Melancholie aus, die das ganze Buch durchzieht. Es zeigt den sehnsuchtsvollen Blick eines einsamen Jungen, der dem Fischerboot nachschaut.
Damit sind wir direkt in der Handlung der Geschichte. Sie beginnt 1973 und umfasst etwa einen Zeitraum von zwanzig Jahren, spielt in einem irischen Fischerdorf und behandelt die Aufnahme eines Findelkindes in die dort ansässige Familie Bonnard.
Als diese den Jungen adoptiert und ihm den Namen Brendan gibt, haben sie bereits einen zweijährigen Sohn Dencan, der von Anfang an das neue Baby nicht als Bruder akzeptiert und voller Neid die Zuneigung seines Vaters zu diesem Kind nicht tolerieren kann.
Die Rahmenhandlung beschreibt das gefahrvolle Leben der Fischer und den unbedingten Zusammenhalt der Dorfgemeinschaft.
Ein geniales Stilmittel, das dieses Gemeinschaftsdenken wunderbar darstellt, ist die Erzählweise des Romans, der nicht aus Sicht eines Einzelnen erzählt wird, sondern aus Sicht des ganzen Dorfes in der Wir-Form.
Sehr gut werden die Probleme dieser Gemeinde herausgearbeitet: Die Angst der Fischerfamilien vor Unfällen und Havarien, die unsichere finanzielle Situation, abhängig vom Fang, Fangquoten der EU, der Wegzug von Söhnen und Töchtern, die sich in England bessere Verdienstmöglichkeiten erhoffen.
Hauptthema ist und bleibt jedoch immer die Geschwisterrivalität von Dencan und Brendan, die erst nach dem Tod des Vaters ein Ende finden kann.
Ein ausgesprochen lesenswerter Roman, der treffsicher zahlreiche irische Charaktere herausarbeitet und die Spannung hält, indem die genaue Herkunft des Jungen aus dem Meer bis zum Ende im Dunkeln bleibt.