Maritime Familiengeschichte
Dieses Debüt hat einen flüssigen Schreibstil, die Hauptfiguren sind wunderbar charakterisiert, es hat Spaß gemacht, ihr Romanleben zu verfolgen. Der gefundene Junge Brendan erlangt in seiner Kindheit geradezu biblische Aufmerksamkeit, der leibliche Sohn leidet unter quälender Eifersucht. Etwas irritiert hat mich der allwissende WIR-Erzähler, der das irische Dorf repräsentiert und jede Menge Bewohner quasi wie Statisten erwähnt, von denen sonst kaum etwas oder gar nichts erzählt wird. Es soll damit wohl das Gemeinschaftsgefühl dargestellt werden, das in Donegal zur Zeit des Geschehens lebendig war. Mir wären Dialoge mit einzelnen Dorfbewohnern lieber gewesen. Das Thema Fischerei ist außergewöhnlich detailliert recherchiert und beschrieben, auch der Wandel durch den Eintritt in die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft. Viele Wörter musste der Übersetzer durch ein deutsches Wort austauschen, das mir ebensowenig bekannt war, also wohl aus dem Fachbuch für Schiffskundige und Fischer. Auch wenn diese Passagen recht spannend geschrieben waren, kam die Familie, die Schwestern Christine und Phyllis mit dem alten Vater und der Sohn mit dem Adoptivbruder etwas kurz. Hier hätte für meinen Geschmack noch mehr Spannung aufgebaut werden können. Wer sich mit der irischen Westküste und dem Meer verbunden fühlt, wird mit diesem Buch glücklich.