Tiefgründige Geschichte

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matheelfe Avatar

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"...Wir müssen manchmal die Dinge erst hinter uns lassen, damit wir das, was vor uns liegt, wirklich erleben können...“


Diese Worte hört ein Junge im Fluss von einer alten Frau. Begriffen hat er sie in dem Moment sicher nicht.

Der Autor hat einen tiefgründigen Roman geschrieben, der wesentliche Fragen des Lebens zum Inhalt hat. Er versteht es, diese in eine abwechslungsreiche Handlung zu betten.

Der Schriftstil ist ausgereift, an manchen Stellen fast märchenhaft, an anderen philosophisch.

Ben lebt auf einer Insel. Er möchte das Erbe der Eltern bewahren. Doch die Insel ist zum Untergang verurteilt. Eines Tages erscheint sein Bruder Max. Er überredet Ben, die Insel zu verlassen und nach einer alten Wahrheit zu suchen.


„...Das Schweigen seines Bruders schien aus der Vergangenheit zu kommen und eine alte Wahrheit in sich zu tragen. Als hätte der Strom der Zeit seinen Bruder bis zu dieser Insel getragen und ihn hier an Land gespült, um Ben an etwas zu erinnern...“


Für Ben beginnt eine Wanderung, die ihn zum eigenen Ich führt.

Zwei Dinge hat der Autor im Buch miteinander verknüpft. Das ist zum einen das Verhältnis zwischen Bewahren und Verändern, zum anderen ein raffiniertes Spiel mit der Zeit.

Die Geschichte führt mich außerdem in ein altes Kloster tief im Himalaya. Die dortige Priesterin wird für ihre Ausgeglichenheit bewundert. Eine Nachricht aber bringt ihren Seelenfrieden durcheinander. Bisher galt für sie:


„...Das Leben bringt immer etwas. Mal ist es gut, mal ist es nicht gut. Es ist nicht unsere Aufgabe, es zu beeinflussen...“


Das Buch besticht durch seine vielen philosophischen Gedanken, die sich gekonnt in die Handlung einbetten und mich als Leser zum Nachdenken und Reflektieren bringen.


„...Irgendwann bahnt sich jede Veränderung ihren Weg. Je länger man sich dagegen wehrt, desto stärker wird sie. Bis sie unaufhaltsam wird und einen mit einer neuen Wirklichkeit konfrontiert...“


Ben wird mit einem alten Rätsel und einem königlichen Spiel konfrontiert. Er lernt, das Leben aus verschiedenen Gesichtspunkten zu betrachten. In ihm reift eine Erkenntnis:


„...Unsere Gedanken wollen uns glauben lassen, dass wir die Zukunft nach unseren Vorstellungen formen können. Aber das können wir genauso wenig, wie wir die Vergangenheit ändern können. […] Ganz gleich, ob es uns ins Gestern oder ins Morgen zieht, der einzige Moment, der wahr ist, ist jetzt...“


Am Ende schließt sich der Kreis. Wieder steht eine Junge im Fluss.

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es hat mich als Leser mitgenommen auf eine ungewöhnliche philosophische Reise.