Das Sammelsurium
Ein…nennen wir ihn.. Möchtegernuniversalgelehrter (um den Begriff neugieriger Tunichtgut zu vermeiden) plant aus Geldnöten einen Coup. Das immer mehr in Mode kommende Getränk Kaffee weckt in Europa, vor allem den Niederlanden Begehrlichkeiten. Doch die Pflanzen wachsen irgendwo im Orient, sind streng bewacht und somit der Wissenschaft fast unbekannt. Doch Chalon schmiedet einen raffinierten Plan, den er mit Hilfe einer bunten Truppe wagemutiger Menschen in die Tat umsetzen will. Durch einen ausgedehnten und verschlüsselten Schriftverkehr spinnt er seine Fäden, ahnend dass er vorsichtig sein muss. Tatsächlich weiß er aber nicht wirklich, welche Neugier er weckt. Die verschlüsselten Botschaften scheinen für die politischen Machthaber in Großbritannien und Frankreich eher auf eine politische Verschwörung hinzuweisen. Demzufolge beginnt eine verdeckte Jagd auf die angeblichen Verschwörer. Dass Chalon auf dem Weg in den Orient auch noch einen Nachfahren des französischen Königshauses aus einem Gefängnis befreit, macht es nicht einfacher. Ab da sind auch noch Türken hinter der Bande her…ach, es wird aber auch immer verzwickter. Das ist vielleicht das größte Manko des Buches. Der Autor sonnt sich in seinem Wissen oder an seinen Rechercheergebnissen der damaligen Zeit. Es wird kunterbunt alles verknüpft. Ob wissenschaftliche Sensationen wie das U-Boot, finanztechnische Neuerungen wie der Anleihehandel oder sämtliche politische Verquickungen, die es damals so gab…alles musste rein. Chalon kennt ja auch jeden. Korrespondiert mit den führenden Köpfen und liest alles an naturwissenschaftlichen Veröffentlichungen, denen er habhaft werden kann. Das mag so manchen Leser überfordern. Genau wie die Sprache, die geschmückt ist mit Fremdwörtern und Ausdrücken der damaligen Zeit. Das wirkt zwar authentisch, stört aber etwas den Lesefluss. Zwar gibt es im Anhang ein Glossar, doch dies erscheint wenige Lücken zu haben. Angenehmer wäre es gewesen, nach einmaliger Nennung des Ausdruckes in ein verständlicheres Sprachmuster zu wechseln, wenn auch dann das Buch etwas moderner gewirkt hätte. Und etwas weniger wäre auch mehr gewesen. Die vielen Nebenstränge und Verknüpfungen sind nett gemeint, aber irgendwann wird das Plot etwas unglaubwürdig. Immer wieder kommen die Gauner davon (sei es durch das große Erdbeben in Izmir) und schaffen es, sämtliche Gegner zu täuschen. Auf der anderen Seite kürzt der Autor ab, wenn es um die etwas gröberen Sachen geht. Da wird in einem Brief von einem Geschehnis berichtet oder in der Märchenerzählung eines Arabers erfahren die Kinder von dem sagenhaften Diebstahl der Kaffeepflanzen. Da wäre mir eine spannende Darstellung des Diebstahls (der eigentliche Sinn des ganzen Unterfangens ) lieber gewesen. Der Sprung von der Anreise zur Rückfahrt mit den erbeuteten Pflanzen war mir zu abrupt. Alles in allem ein vielschichtiger und unterhaltsamer Roman mit vielen Bezügen zu realen Gegebenheiten, aber wie gesagt stellenweise zu viel und an anderer Seite zu lückenhaft. Aber das schafft auch nicht jeder.