Hinreißender neuer Ocean Vuong

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elletra Avatar

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Ocean Vuong, für mich einer der Großen in der heutigen Literatur. Ich habe eigentlich noch nie jemanden erlebt, der selbst wirklich fast unerträgliche und erschütternde Erlebnisse und zwischenmenschliche Abgründe dermaßen behutsam, ja fast „schön“, so perfide es sich anhört, erklären und darlegen kann. Sein „und auf Erden sind wir kurz grandios“ hat mich emotional fast in die Knie gezwungen, aber wie er all das
Erlebte und Schreckliche so rührend, behutsam und würdevoll uns erklären kann, unglaublich . Ein ganz großer….. !!!

In seinem neuen Roman nunmehr geht es um Hai, er lebt in New England, ist queer, und auch dieser hat wohl in seinem Leben zu kämpfen. Hai, Sohn einer vietnamesischen Mutter, lernt die aus Litauen stammende Grazina kennen, und wird deren Pfleger. Grazina ist Überlebende des Zweiten Weltkrieges, und kämpft ebenfalls mit ihren schlimmen Erinnerungen. Hai arbeitet nebenher in einem Diner, und dort geschieht das, was diesen Roman ausmacht: Eine Belegschaft und ein Umfeld mit sich selbst und dem dementsprechenden Unterdog Klientel interagiert miteinander und öffnet sich unseren Blick als Leser auf alle Gefühle und Probleme, Hoffnung, Hoffnungslosigkeit, Scham und Freude. Und wie auch sonst immer, in gleicher, seiner bekannten wunderschönen lyrischen Manier beginnt der Roman mit der Umschreibung des Schauplatzes, einer trostlosen Kleinstadt nahe der Bahngleise, Endstation mancher Hoffnungen und Träume, und einem misslungenen Selbstmordversuch durch Sprung von einer Brücke des Protagonisten, bei dem er Grazina kennenlernt, und unter seiner Feder findet auch dieses ihre Schönheit und Würde wieder.

Wunderschön, bewegend und auch mit guten feinen Pointen, intim und doch würdevoll.