Ein tolles Buch mit einer nervigen und einer faszinierenden Hauptfigur

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Die Karriere der Band „Klarstein“ schien Anfang der 80er Jahre nichts aufhalten zu können – bis Sänger Jerome im Tonstudio der Bandvilla erschossen wurde. Nach Jahrzehnten bricht Tontechnikerin Sebastian Winter der Musikjournalistin Jule Sommer ein Interview. Er will reden und lässt sich versichern, dass wirklich seine komplette Geschichte lückenlos veröffentlicht wird. Und irgendwann ist Jule sich nicht mehr sicher, ob es wirklich nur noch um ein Interview geht oder ob sie der Beichte eines Mörders zuhört.

Das Buch ist in einem guten Stil geschrieben, es lässt sich gut lesen. Die Spannung baut sich fast unmerklich immer weiter auf, und irgendwann kommt der Punkt wo man einfach nur schnell weiter lesen möchte, um herauszufinden, was damals geschah. Dabei gibt es parallele Erzählstränge, einmal ist da die Situation des Interviews im Jahr 2015, dann die Bandgeschichte Ende der 70er/ Anfang der 80er Jahre, und es gibt eine Geschichte, die sich wenige Monate vor dem Interview ereignete. Die beiden Figuren Jule Sommer und Sebastian Winter sind eher gegensätzlich. Mir persönlich geht die Journalistin von der ersten Seite an furchtbar auf die Nerven und ich finde sie einfach nur unsympathisch. Sebastian Winter ist sehr vielschichtig, und reagiert oft sehr unerwartet, alleine darum finde ich ihn sehr faszinierend. Ich gebe zu, dass sein Verhalten anfangs oft schon psychopathisch auf mich wirkt. Trotzdem hat er dabei etwas Anziehendes, was den Leser ebenso wie Jule Sommer bis zum Ende hin fasziniert. Insgesamt hat mir das Buch gut gefallen, und es ist mir sogar bis in meine Träume „nachgelaufen“. Doch die Journalistin war für mich in dem Buch wirklich ein Punkt, der mir das Lesevergnügen etwas verdorben hat.