Für Musikliebhaber

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waldeule Avatar

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Eine Frau und ein Mann sowie ein ungewöhnliches Interview, das zu einer Zeitreise wird – das sind die Zutaten zu diesem außergewöhnlichen Krimi. Wobei es mir schwerfällt, hier von einem Krimi zu sprechen, denn im Mittelpunkt steht nicht die Aufklärung eines Mordes sondern vielmehr ein enges Geflecht von Beziehungen ganz unterschiedlicher Charaktere in der Musikszene.

Das beginnt schon in der Gegenwart, in der sich Musikreporterin Jule Sommer und Tontechniker Sebastian Winter gegenseitig belauern. Anfangs fand ich dieses Katz- und Maus-Spiel durchaus prickelnd, doch im Laufe des Buches wurde es etwas mühsam und gezwungen. Winter erzählt von seiner Zeit in der Band Klarstein im Berlin der 70ern und 80ern und dem Rätsel um den gewaltsamen Tod des Bandleaders Jerome. Diese Rückblicke sind der Hauptteil des Buches und machen auch den größten Reiz aus. Nur langsam wird dabei das Geflecht der Beziehungen und die Probleme der einzelnen Bandmitglieder sichtbar. Daneben gibt es eine dritte Zeitebene, die für mich nicht so ganz zum Rest des Buches passte. Nicht schlecht, aber eben nicht genügend eingebunden.

Sprachlich ist das Buch sehr nüchtern und leider erfährt man auch wenig über die einzelnen Personen. So richtig hineinfühlen konnte ich mich in niemanden. In der Gegenwart hat mich auch das Hin- und Herspringen der Perspektive zwischen Sommer und Winter (mussten das ausgerechnet diese Namen sein???) gestört. Die Rückblicke in die deutsche Musik-Vergangenheit am besten und fesselndsten geschrieben.

Es ist auf alle Fälle ein Buch, das sich langsam entwickelt und aufbaut und in das man sich einlesen und darauf einlassen muss. Nichts für Leser, die einen schnellen Kick wollen.

Nettes „Zuckerl“ sind die Download-Codes für drei Klarstein-Songs, die man sich übers Internet anhören und downloaden kann. Nette Idee und absolut passend für dieses Buch. Dafür gibt’s auf alle Fälle DAUMEN HOCH.

Fazit: Anfangs hat mich die ungewöhnliche Machart gefesselt, doch leider plätschert die Handlung dann lange Zeit vor sich hin. Daher nur Mittelmaß.