Klarstein: Geschichte einer Band

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Der kalte Saphir fällt durch seine Erzählweise auf, bei der ein Mann aus dem Musikbusiness einer Journalistin die Geschichte einer Band und eines möglichen Mordes erzählt, der sich vor ca. 40 Jahren abspielt. Die Handlung blendet also immer von dem Interview 2015 in die siebziger Jahre, genauer gesagt ab 1977 ab und schnell wieder zurück. So werden die Reaktionen der Journalistin Jule immer deutlich, die teilweise denen der Leser entspricht. Ein guter Erzählkniff, der tadellos funktioniert, auch wenn die Formel nicht sehr elegant wirkt. Es ist keine große Literatur, die so entsteht.

Genremäßig ist der Roman nicht so einfach zuzuordnen, denn nach meiner Leseauffassung nach, ist es kein konventioneller Krimi. Das hätte mich auch nicht interessiert und Der kalte Saphir wäre nicht mein Vorableser-des-Monats-Buch geworden.
Es ist spannend, die Atmosphäre der siebziger Jahre beim Lesen zu spüren. Der Autor war damals, wie ich, noch ein Kind, aber wir haben doch eine Ahnung des Zaubers dieser Zeit noch gespürt. Der Schauplatz Berlin ist zusätzlich reizvoll.

Es überzeugt, wie Michael Döblin die Figuren aufbaut, die dann die erfolgreiche Band Klarstein sein werden. Insbesondere Jerome ist eine übergroße Persönlichkeit mit Ausstrahlung. Charismatisch, aber auch rücksichtslos. Er gründet mit Nils und Sven die Band Klarstein. Bastian ist als Tontechniker für den Sound verantwortlich. Diese Band ist fiktiv, aber je nachdem, was man bevorzugt, kann man sich entsprechende Vorbilder dazu vorstellen. Jerome kommt auf mysteriöse Art ums Leben. Als mögliche Täterin wird die sympathische Zed angeboten, die auch Teil der Band war und mit Jerome eine Beziehung hatte. Aber auch der Erzähler hatte ein Motiv. Spannung ist also im großen Maße vorhanden.

Den Schweizer Autor Michael Döblin, der hier seinen dritten Roman vorlegt, kannte ich vorher noch nicht. Ich hätte durchaus Lust, auch einen seiner beiden ersten Romane noch zu lesen.