Nette Bandgeschichte, teilweise leider langatmig

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
tanybee Avatar

Von


Jule ist Sommer ist Musikjournalistin und hat sich viel vorgenommen: Sie will Sebastian Winter interviewen, der seit Jahrzehnten zurückgezogen in Griechenland lebt und keine Interviews gibt. Er war Tontechniker der Band „Klarstein“, die Anfang der Achtziger sehr erfolgreich war. Doch die Bandgeschichte endete mit einer Katastrophe: Der Sänger Jerome wurde ermordet. Verdächtigt wurde die Drummerin Zed, die seitdem auf der Flucht ist. Oder könnte auch Winter der Täter sein?
Sebastian erklärt sich bereit, Jule die Geschichte zu erzählen. Aber er will alles erzählen, von Anfang an.
Die Handlung spielt auf drei Zeitebnen: Jule und Sebastian Winter im Jahr 2015 in Griechenland, dann erzählt Winter von den Ereignissen Ende der Siebziger und Anfang der Achtziger und er erzählt auch davon, wie er Anfang des Jahres plötzlich Briefe von Zed bekam., die eine Art Schnitzeljagd quer durch Europa auslösten.
Am Besten haben mit die Rückblenden gefallen, die Geschichte der Band Klarstein. Die Band wohnt zusammen in einem großen alten Haus und die Charaktere müssen sich zusammenraufen, was natürlich nicht immer ohne Reibungen abläuft. Vor allem Jerome ist anspruchsvoll und kompromisslos.
Auch die Spurensuche quer durch Europa war ganz interessant. Allerdings fand ich den Handlungsstrang, der in der Gegenwart spielt, ein bisschen erzwungen und nicht ganz rund. Das Verhalten von Jule und Winter kam mir nicht glaubwürdig vor. Ein Beispiel: Jule fühlt sich eigentlich nicht wohl in ihrer Situation, fast ganz allein mit Winter in dem einsamen Haus, sie hat Angst, dass er vielleicht mehr von ihr will und zwischendurch überlegt sie auch einfach zu gehen. Kurz danach, als Winter kurz weg ist, geht sie im Pool baden und zieht dabei ihr Bikinioberteil aus, ohne jeden Grund und obwohl Winter jederzeit wiederkommen kann. So schwanken die beiden die ganze Zeit: in einem Moment ist Jule angewidert, im anderen will sie von ihm in den Arm genommen werden. Das war für mich nicht nachvollziehbar und nervig.
Zwischendurch habe ich mich etwas gelangweilt beim Lesen. Gerade die Stellen in Griechenland sind mir zu langatmig und un-spannend. Im letzten Drittel nimmt die Geschichte aber noch einmal richtig Fahrt auf und es gibt einige unvorhersehbare Wendungen, das hat mich wieder versöhnt mit dem Buch.
Was mich besonders begeistert hat: Im Internet kann man sich die Songs der Band Klarstein anhören! Das ist doch etwas ganz anderes, als nur die abgedruckten Liedtexte zu lesen.
Ich kenne mich nicht gut mit Musik und Musiktechnik aus, aber Liebhaber von Tontechnik könnten bei diesem Buch vielleicht auf ihre Kosten kommen, es gibt viele Beschreibungen dazu, auch das Cover deutet ja schon darauf hin.
Fazit: Das Buch hat viele gute Stellen, aber ist leider insgesamt nicht ganz rund.