Ring des Vergessens

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Michael Düblin hat im kleinen Verlag Johannes Petri ein interessantes Buch veröffentlicht. Angesiedelt ist der Hauptstrang der Erzählung im Berlin der späten 70er Jahre. Sebastian Winter ist von der beschaulichen Schweiz ins brodelnde Berlin umgezogen, um dort sein Studium fortzusetzen. Er zieht in eine sanierungsbedürftige Villa in Kreuzberg und kauft diese seinem Vermieter ab, weil der Geld für sein Leben im teuren Frankfurt braucht. Die Aktion ist finanziell etwas gewagt, so dass er sich schnell nach Mietern umschauen muss, um die Finanzierung zu stemmen. Sein Aushang an der Uni bringt ihm Jerome ins Haus, der als sehr dominante Persönlichkeit sogleich beschließt, dass alle weiteren Mieter die Mitglieder der von ihm noch zu gründenden Band sein sollen. So stoßen die weiteren Bandmitglieder der Band "Klarstein" Nils und Sven dazu. Es folgt die extravagante und geheimnisvolle Zed, die als Schlagzeugerin der Band wirkt. Nach einigen Anlaufschwierigkeiten hat die Band, benannt nach einem Ring, Erfolg und stürmt die Charts. Sebastian, genannt Bastian, steigt als Tontechniker ein und gibt sein Studium auf. Nach dem Tod von Jerome, der mit Zed eine sehr spannungsgeladene Beziehung hatte, steht die Auflösung der Band an. Soweit zur Vorgeschichte. Weiter geht es Jahrzehnte später. Sebastian lebt mittlerweile in Griechenland, wo er von der Musikreporterin Jule Sommer aufgespürt wird und sehr vehement dazu gebracht wird, die Geschichte der Band und die Gerüchte um den Tod des Sängers Jerome zu erzählen. In teils kammerspielartigen Szenen wird alles wieder aufgerollt. Die beiden Hauptfiguren gewinnen dabei nicht unbedingt große Sympathiewerte beim Leser, aber der Spannungsbogen wird vortrefflich gehalten, so dass man das Buch schnell durchliest. Mir hat die Erzählweise gut gefallen, die Schauplätze fand ich interessant, die Erzählidee relativ originell, wenn auch Jule Sommer mir zunehmend auf den Geist ging.