Was geschah wirklich mit Jerome?

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takabayashi Avatar

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Ein absolut faszinierendes Buch! Mich als Berlinerin bestach vor allem auch der Schauplatz Berlin in den 70er Jahren, einem Jahrzehnt, das auch für mich persönlich prägend war, und die Darstellung der damaligen Musikszene und der Energie, die in der Luft lag.

Als die erfolgreiche Nachwuchsjournalisten Jule Sommer als Reporterin für das Musikmagazin "Schall" den Tontechniker Sebastian Winter in seinem griechischen Exil besucht, ist die Stimmung spannungsgeladen. Lange hat sie sich um diesen Interview-Termin bemühen müssen, bevor er endlich einwilligte.

Winter war der Tontechniker der legendären Deutschrockgruppe Klarstein, deren scheinbar unaufhaltsamer Aufstieg ein jähes Ende nahm, als Jerome - der charismatische Frontmann und Sänger - im Keller der Kreuzberger "Villa" erschossen und blutüberströmt aufgefunden wurde. Gefunden hatte ihn Zed, seine Freundin und Drummerin der Gruppe, die dann Sebastian hinzugerufen hatte. Soweit ist der Vorgang bekannt, der Mord konnte jedoch nie aufgeklärt werden. Jule Sommer hofft nun, diesen Fall endgültig lösen zu können, was ihrer kometenhaften Karriere noch mehr Schub verleihen würde.

Die Handlung springt zwischen der Interviewsituation in der Gegenwart und Winters Erzählungen aus der Vergangenheit hin und her. Hinzu kommt noch ein Bericht über eine Reise Winters vor nicht allzu langer Zeit, einer Art Schnitzeljagd, die er zusammen mit Nils, dem Sohn des Musikalienhändlers, mit dem das Schicksal der Band aufs Engste verknüpft war, unternommen hat.

Das Interview geht die ganze Nacht hindurch, Sommer und Winter (die Namenswahl finde ich etwas zu bedeutungsschwanger) belauern sich gegenseitig, versuchen einander auszuloten. Die Journalistin und wir als Leser bekommen viele Informationen und rätseln, worauf das ganze hinauslaufen wird und wer Jerome tatsächlich ermordet hat. Alles ist anders, als es zunächst erscheint. Ein brillianter, sehr atmosphärischer Roman, der sich wie ein Krimi liest - so spannend, dass man ihn nicht aus der Hand legen mag. Unbedingte Leseempfehlung!