Dänischer Debütthriller der Spitzenklasse

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An einem stürmischen Herbsttag wird Naia Thulin, Ermittlerin bei der Kopenhagener Mordkommission, an einen grauenvollen Tatort gerufen. Eine junge Frau wurde grausam gefoltert, verstümmelt und getötet. Bei der Leiche findet man ein Kastanienmännchen mit dem Fingerabdruck eines Mädchens, das ein Jahr zuvor entführt und ermordet wurde- die Tochter der Sozialministerin Rosa Hartung. Thulin, die für diesen Fall einen neuen Partner zur Seite bekommt - Mark Hess, einen in Ungnade gefallenen Europolermittler, gerät bald unter Druck, denn es bleibt nicht bei einem Opfer.

Der erfolgreiche dänische Drehbuchautor Søren Sveistrup hat ein wirklich meisterhaftes Thrillerdebüt hingelegt. Der genial konstruierte Plot fesselt von der ersten bis zur letzten Seite und macht es sehr schwer das Buch aus der Hand zu legen. Der Plot ist düster, grausam und gesellschaftskritisch, eben ganz in der Tradition des Nordic Noir. Die Atmosphäre ist alles andere als „hyggelig“. Trotz der über 600 Seiten kommt nie Langeweile auf. Bereits mit dem Rückblick ins Jahr 1989 am Anfang des Buchs entstand ein Sog, dem ich mich nicht mehr entziehen konnte. Die Geschichte wird hauptsächlich aus Sicht der Ermittler und der Ministerin Rosa Hartung erzählt. Der häufige Wechsel der Erzählperspektive sorgt ebenfalls für zusätzliche Spannung. Als Leser folgt man den Ermittlern bei der Suche nach dem Täter, die mühsam die einzelnen Puzzleteile zusammentragen und lange Zeit im Dunkeln tappen.

Die Figuren der beiden eigenwilligen Ermittler Thulin und Hess haben mir auch sehr gut gefallen. Thulin ist alleinerziehend und muss Job und Kind unter einen Hut bringen. Sie liebt ihren Job und ist sehr ehrgeizig. Eigentlich ist sie auf dem Sprung von der Mordkommission zur spannenderen Abteilung für Cyberkriminalität, als ihr der Fall übertragen wird. Mit ihrem neuen Partner Hess, dem in Ungnade gefallenen, ausgebrannten Europolermittler, muss sie sich erst zusammenraufen. Hess zeigt zunächst wenig Interesse und glänzt anfangs mehr durch Abwesenheit bei den Ermittlungen. Er hat in der Vergangenheit schlimmes erlebt, was ihn in anderem Licht erscheinen lässt.
Im Laufe der Ermittlungen zeigen sich immer mehr seine Stärken und er ist es auch, der nicht aufgibt und den Täter schließlich entlarvt.

„Der Kastanienmann“ ist für mich das Thrillerhighlight des Herbstes. Atemlose Spannung gepaart mit einem intelligenten Plot, authentischen Ermittlern, toller Atmosphäre und einem wirklich kranken Serienkiller. Für Thrillerfans ein absolutes Muss!