Ein düsterer und spannender Krimi um einen psychopathischen Mörder

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mrs-lucky Avatar

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Als ich gesehen habe, dass Søren Sveistrup Drehbuch Autor der spannenden dänischen Krimireihe um Kommissarin Lund ist, war für mich klar, dass ich unbedingt auch seinen Debütroman „Der Kastanienmann“ lesen muss.
Die Geschichte spielt in Kopenhagen, wo an einem stürmischen Herbsttag auf einem Spielplatz die verstümmelte Leiche einer jungen Frau aufgefunden wird. Ein rätselhaftes Detail ist die in ihrer Nähe platzierte Figur eines Kastanienmannes. Wenig später stellt sich dazu heraus, dass sich auf einer der Kastanien der Fingerabdruck der vor einem Jahr entführten und ermordeten Tochter der dänischen Sozialministerin befindet. Wie kann das sein, wo der mutmaßliche Täter doch überführt und verurteilt wurde? Naia Thulin hat es nicht leicht, dieses Rätsel aufzuklären, zumal der ihr neu zu geteilte Partner sich sehr im Hintergrund hält. Mark Hess, ein ausgebrannter Europol-Mitarbeiter, der nach einer Verfehlung nach Kopenhagen zurückbeordert wurde, ist zunächst zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Erst als ein weiterer Mord geschieht und ein weiteres Kastanienmännchen auftaucht, steigt er in die Ermittlungen ein, allerdings fällt es sowohl Thulin als auch Hess schwer, dem anderen zu Vertrauen, so dass sie jeder ihren eigenen Weg gehen.
Die wechselnden Erzählperspektiven sorgen für Abwechslung und halten den Spannungsbogen hoch. Trotz Rückblenden in die Vergangenheit weiß der Leser wenig mehr als die Ermittler und folgt diesen auf ihren Fährten, die trotz hohen Einsatzes immer wieder zu Rückschlägen führen.
Mir hat der Thriller sprachlich und inhaltlich gut gefallen, die Charaktere von Naia Thulin und Mark Hess sind noch ausbaufähig, allerdings finde ich es grundsätzlich besser, wenn bei einem Krimi oder Thriller der Fall im Vordergrund steht und nicht das Privatleben der Ermittler. Die Stimmungen und Zweifel der verschiedenen Figuren sind meiner Meinung nach gut einfangen. Es gibt ein paar grausame Szenen und Details, diese sind aber eher zurückhaltend beschrieben und lassen genügend Raum für Kopfkino. Das düstere Herbstwetter unterstreicht das Nordic-Noir-Feeling, wie in vielen skandinavischen Krimis ist in den Plot einiges an sozialer Gesellschaftskritik mit eingeflochten.
Für mich ist „Der Kastanienmann“ ein gelungener Thriller, der mich immer wieder überrascht hat und der Lust darauf macht, mehr von diesem Autor zu lesen.