Psychoterror

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fredhel Avatar

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Dieser Thriller spielt in Kopenhagen und sorgt am laufenden Band für Gruselmomente. Ein Serienmörder geht um, der es auf Frauen abgesehen hat, die er vor dem Töten grausam foltert. Die Mordkommission ist mal wieder chronisch unterbesetzt und die ermittelnde Kommissarin Naia Thulin ist schon im Absprung zum Kommissariat für Cyberkriminalität. Der Neuzugang Mark Hess soll ihr zur Seite stehen, aber eigentlich bremst er nur die Ermittlungen. Er ist von Europol strafversetzt worden und seine ganze Energien steckt er in eine Rückkehr zu seinem alten Arbeitsplatz. Erst als er selbst eine heiße Spur entdeckt, kommt sein scharfer analytischer Verstand zum tragen und bringt die Lösung des Falls näher.

Bei jeder Leiche findet sich eine Kinderbastelei aus Kastanien, und auf diesen Kastanien befindet sich der Fingerabdruck eines entführten Mädchens, das schon lange für tot gehalten wird. Der Täter hat ein Geständnis abgelegt, nur die Leiche wurde nie gefunden. Durch diese neuen Spuren schöpfen die Eltern wieder Hoffnung und die Printmedien schlachten den Fall mit Begeisterung aus, was den Druck auf die Polizei nochmal steigert.

Der Täter jedenfalls ist mit der Arbeitsweise der Polizei bestens vertraut und ihr immer eine Nasenlänge voraus. Es dauert, bis man die Gemeinsamkeiten zwischen den Opfern herausfiltern kann und dann ist es fast zu spät, bis man die Zusammenhänge mit dem alten Entführungsfall versteht.

608 Seiten sind schon eine stattliche Anzahl, aber der Autor hält den Leser in atemloser Spannung. Die verschiedenen Protagonisten gewinnen schnell an persönlichem Profil, wobei ich sagen muss, dass mir beide Ermittler sehr, sehr unsympathisch sind. Thulin agiert ziemlich selbstherrlich. Ihre Zeugenbefragungen sind regelrecht unverschämt, so kann man nicht mit Leuten umgehen. Hess ist ein ignoranter Typ, der sehr von sich eingenommen ist, der sich nicht an Regeln halten will und nur sein eigenes Wohl im Sinn hat.

Nein, ich mag solche unsozialen Typen nicht als Helden der Geschichte, aber dennoch führt das hier nicht zum Punkteabzug, denn "Der Kastanienmann" hat mich rundum überzeugt.