Rasanter Beginn mit abfallender Story

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karla kolumna Avatar

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Das Buchcover von "Der Kastanienmann" hat mich sofort begeistert mit dem unebenen, glänzenden Untergrund und dem runden Kastanienmännchen. Der Thriller beginnt rasant und spannend in einem Horrorszenarium Ende der 1980er Jahre. Dann endet dieser aprupt und es wird der eigenen Fantasie überlassen, was danach geschieht... Die Story spielt dann hauptsächlich in der Gegenwart. Am Schauort der Serienmorde findet das Ermittlerteam stets ein Kastanienmännchen. Doch was symbolisiert dieses? Die Figuren tragen den Fingerabdruck der Tochter der Politikerin Rosa Hartung. Diese wurde allerdings vor Monaten für tot erkärt. Wie hängen diese komplizierten Fälle zusammen? Was so spannungsvoll beginnt, flacht ziemlich schnell ab und nimmt erst zum Finale und im Zuge der Auflösung wieder an Fahrt auf. Der Fall plätschert teilweise langatmig vor sich hin und wird von zu vielen - für mich unrelevanten Details - unnötig in die Länge gezogen. Der Thriller hätte gut 100 Seiten weniger vertragen können und so wäre auch die Spannung meiner Auffassung besser aufrecht erhalten geblieben. Die Fälle sind zwar schockierend und die Handlung ist auch spannend, aber dennoch unterscheidet sie sich wenig vom derzeitigen Mainstream in diesem Genre. So lässt sich das Ende der Geschichte auch recht bald - zumindest teilweise - selbst kontruieren, was nicht unbedingt schlimm ist, sofern es dennoch spannend erzählt wird. Und da bin ich mir nicht immer sicher... Auffällig bis nervig finde ich, dass in so ziemlich jedem Männerkopf extreme bis brutale sexuelle Fantasien gegenüber Frauen stattfinden. Auch hat die Story an sich für mich einen erheblichen Denkfehler: Wie lange halten sich Kastanien, demzufolge auch Kastanienmännchen? Müsste dieses "Hausfrauenwissen" nicht auch dem ermittelnden Team von Nutzen sein? Obwohl der Fall an sich recht sauber aufgeklärt wird, so fehlt mir doch ein wesentliches Puzzleteil in der Motivation der Tat. Das ist irgendwie bedauerlich und so bastle ich mir mein eigenes, kleines Motiv.

Fazit: Spannung ist vorhanden, aber thematisch gibt es nicht wirklich etwas Neues oder Mysteriöses. Viele Teile sind zu langatmig. Ich hätte irgendwie mehr erwartet, aber so ist es, wenn Bücher von vornherein sehr gehypt werden und so ausdrucksstark aussehen und auf der Rückseite beschrieben werden. Dennoch bin ich nicht gänzlich enttäuscht, da ich auch über mehrere Stunden gut unterhalten wurde. ;)