Thrillerhighlight des Jahres

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Der Vorspann hat es bereits in sich und alle Zutaten eines skandinavischen Thrillers: Ein erschossenes Schwein, zwei abgeschlachtete Teenager, eine zerhackte Frau und ein mit einem Beil erschlagener Polizist, eine Woche vor seiner Pensionierung. Ein Junge, der mit der Axt gut umgehen kann und ein verstörtes Mädchen, seine Zwillingsschwester; beide werden wir wiedertreffen.
Søren Sveistrup gewährt uns einen allgemeinen Einblick das politische System Dänemarks und einen speziellen in die politische Arbeit der Sozialministerin Rosa Hartung. Rosa hatte sich nach dem spurlosen Verschwinden ihrer Tochter Kristina eine Auszeit von einem Jahr genommen. Drei tote Mädchen, zum Teil verstümmelt, mit abgehackten Händen oder Füßen und immer als Markenzeichen ein Kastanienmännchen am Tatort und dieses mit Kristinas!! Fingerabdruck, dem verschwunden Mädchen. Wie Rosa auf ihrer Laufrunde den Verlust ihrer Tochter zu verarbeiten versucht zeugt von großer Empathie des Autors und berührt den Leser in tiefsten Maßen.
Naia Thulin, Kriminalkommissarin der Kopenhagener Mordkommission, Alleinerzieherin, liiert mit Sebastian möchte weg von der (langweiligen) Mordkommission zum NC3 (National Cyber Crime Center). Thulin erhält einen neuen Partner, Mark Hess von Europol aus Haag dort kurzzeitig ausgemustert. Hess hat Anzeichen eines Soziopathen, die taffe Thulin kommt mit ihm einfach nicht zurecht und hat keine Ahnung wie sie seine extraordinären Fähigkeiten als Profiler nutzen soll. Der private Hintergrund dieser beiden Ermittler wird von Sveistrup sehr eingehend und in einem wohltuenden Ausmaß beschrieben. Die Ermittlungen ergeben, dass alle Morde mit „Inobhutnahme von Kindern“ durch die dänischen Behörden zusammenhängen.
Perfekt austarierte Abstimmung zwischen der Polizeiarbeit von Thulin und Hess. Kriminaltechniker Genz, kein angenehmer Charakter, aber ein absoluter Fachmann.
Ein junges Pärchen, scheinbar in den Mordfall verwickelt wird tot im Wald gefunden. Mord und Selbstmord. Für die Mordkommission und deren selbstsüchtigen Chef Nylander reichen die Indizien aus, um den Fall abzuschließen. Doch lebt Kristina noch? Hess wird zurück nach Haag gelobt und Thulin beginnt beim NC3. Doch beide können sich nicht mit diesem Ergebnis zufriedengeben. Sie recherchieren unabhängig von einander und es kommt zur dramatischen, entscheidenden Konfrontation mit dem - vor allem für den Leser - völlig überraschenden Erkenntnis, dass der Mörder, der „Kastanienmann“ von Beginn an mit ihnen allen „gespielt“ hat. Hess kann in letzter Sekunde die vom „Kastanienmann“ gefolterte Rosa Hartung befreien und findet die lebende Kristina.
Hess und Thulin verabschieden sich scheinbar emotionslos.
Die Beschreibungen der Mordtaten des „Kastanienmannes“ sind von bedrückender Intensität. Der kompromisslose Schreib- und Erzählstil fördert zudem die literarische Einzigartigkeit.
Ein wahrer und völlig berechtigter Beststeller in DK. Ein Thriller-Jahres-Highlight.