Unglaublich spannende Lektüre

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makkipakki Avatar

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Kopenhagen wird von einem grausamen Mord erschüttert. Die Mutter eines autistischen Jungen wurde bestialisch hingerichtet. Doch wer ist der Täter? Die Ermittlungen sind nicht so einfach wie gedacht und werfen Rätsel auf. Was hat die entführte und ermordete Tochter einer Ministerin mit der Sache zu tun? Noch bevor auch nur erste Spuren ausgewertet sind, geschieht ein zweiter Mord. Wieder eine Mutter... Und an jedem Tatort findet sich ein gebastelter Kastanienmann.

Das Cover ist düster und zeigt einen der Kastanienmänner. Dieser wirkt grausam entstellt und gibt schon die Richtung des Buches vor. Der Titel ist eingängig und lässt viel Raum für Spekulationen, wie auch der Klappentext. Formal betrachtet ist das Buch in recht kurze Kapitel aufgeteilt. Diese sind in meinen Augen nicht immer logisch, kündigen nicht zwingend einen Perspektivwechsel an. Zudem gibt es noch eine grobere Einteilung in Tage bzw. Zeitepochen (Gegenwart/ Vergangenheit).
Die Story ist fesselnd. Neben den Ermittlungen und Morden wird auch über das System selbst berichtet. Der Vorgesetzte, der zunehmend unter Druck gerät. Die Ministerin die ihren Tag versucht zu bestreiten, obwohl sich jeder nur für ihre Vergangenheit interessiert. Somit ergeben sich viele Nebenschauplätze die die Geschichte sehr gut einrahmen, an der einen oder anderen Stelle jedoch auch dazu beitragen, dass die Story etwas langatmig wirkt. Sobald es jedoch zu solch einer Szene kommt, schafft es der Autor durch einen erneuten Mord oder anderen Cliffhanger die Handlung weiter voranzutreiben. Es bleibt dem Leser nicht viel Zeit zum Durchatmen. Die gesamte Handlung wird von einem großen Spannungsbogen durchzogen, der nur selten abflacht.
Es gibt neben einer Menge Nebencharaktere zwei Ermittler auf denen das Hauptaugenmerk liegt. Thulin ist eine junge Frau, die zwar schon eine kleine Tochter hat, sich durch ihre Arbeit im Morddezernat nicht erfüllt sieht. Neben einer Bindungsphobie treibt sie die Sorge um die gemeinsame Zeit mit ihrer Tochter um. Hess ist ein EUROPOLermittler auf Heimaturlaub und bleibt sehr lange ein undurchsichtiger, aber willensstarker und erfahrener Ermittler. Beide wachsen über die Ermittlungen zu einem sehr guten Team zusammen. Der Autor schafft es, die Charaktere sehr gut darzustellen. Sie sind entweder Sympathieträger oder man kann sie eben nicht leiden, und das immer entsprechend der Intention des Autors. Die Figuren handeln fast immer nachvollziehbar und selbst Entscheidungen die nicht nachvollziehbar sind, werden durch den Autor zu mindestens plausibel erklärt. Auch die Nebendarsteller bleiben keinesfalls bleiche Randfiguren und werden mit bestimmten Charakterzügen trotzdem menschlich. Die Darstellung der handelnden Personen sind sehr gut gelungen.
Die Sprache ist angenehm. Es sind kurze Sätze, keine Verschachtelungen und es wird sich nicht in Details verloren. Die Beschreibungen sind gut verständlich und durch die häufig genutzte wörtliche Rede hat der Leser gleich einen viel lebendigeren Eindruck der Geschehnisse. Die verwendeten dänischen Ortsangaben und Eigennamen sind nicht störend und machen dieses Buch umso authentischer.

Alles in Allem ist dieser Thriller wirklich empfehlenswert. Er fesselt von der ersten bis zur letzten Seite. Die Charaktere sind Unikate, die Morde ebenfalls. Nur die Intentionen der handelnden "bösen" Charaktere sind irgendwie nicht so überraschend. Auf der anderen Seite gibt es da ja auch nicht so viel Auswahl. Ein wirklich solider Thriller für kuschelige Herbstabende vor dem Kamin, aber mit Licht an ;)