Im Kreuzfeuer der Politik

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mammutkeks Avatar

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Sean Duffy ist der katholische Bulle, der Titelheld des Romans von Adrian McKinty, der im Belfast des Jahres 1981 spielt. Die Kämpfe zwischen IRA und der Regierung toben, insbesondere nach dem Tod zweier Hungerstreikender, gleichzeitig ist die katholische Gemeinde geschockt vom Attentat auf den Papst und ganz Großbritannien und die royal interessierte Welt fiebert der Hochzeit von Prinz Charles und Lady Diana entgegen.
Duffy, intellektuell und psychologisch vorgebildeter Polizist, ist neu in der Wache von Carrickfergus, hat sich ein Haus - für wenig Geld - im protestantischen Teil der Stadt gekauft - und kämpft eigentlich an allen Fronten mit Vorurteilen und religiös verbrämten Vorwürfen.
Wenngleich McKintys Roman auf den historischen Tatsachen aufbaut, werden diese nicht umfassend dargestellt, sondern in vielen Fällen als bekannt vorausgesetzt. Wer alle Anspielungen auf die unterschiedlichen Strömungen der IRA und der protestantischen Gegner sowie der vorgestellten Musik verstehen möchte, muss vielleicht das ein oder andere nachlesen. Wer dies nicht leisten möchte, versteht vielleicht nicht alles, hat aber immer noch einen äußerst spannenden und vor allem interessanten Roman vor sich.
Aufhänger der Krimihandlung ist der Mord an einem vermeintlichen Informanten, der sich im Laufe der Zeit als Auftakt eines Serienmordes an Schwulen herausstellt. Duffy recherchiert - natürlich noch ohne Internet, sondern klassisch mit Anfragen bei mehr oder weniger befreundeten Behörden und in der Pathologie. Gleichzeitig interessiert er sich für den Selbstmord einer Ex-Frau eines inhaftierten IRA-Mitglieds und versucht auch hier, den Fall gegen die Widerstände zu lösen.
Musik spielt im Leben von Sean Duffy eine wichtige Rolle, genau wie Wodka-Gimmlet und die Beziehung zur Pathologin Laura Cathcart. So weit ist alles normal - so normal zumindest, wie es in seiner persönlichen brisanten Situation überhaupt möglich ist. Allerdings wird Duffy im Lauf des Romans zu einer Art einsamen, eigenbrötlerischen Helden, der irgendwie an die Unverletzlichkeit von Bond und Co. erinnert - und nicht mehr so richtig glaubwürdig ist.
Zwei Drittel des Romans haben mir ausnehmend gut gefallen, das Ende dann leider nicht mehr so sehr. Trotzdem gibt es eine eindeutige Leseempfehlung.