Die Herausforderung der Familienzusammenführung in der Nachkriegszeit

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Dies ist der Auftakt einer interessanten neuen Reihe, in der es wie von der Autorin schon mit der Kinderklinik Weißensee Reihe gewohnt, auch wieder um das Wohl von Kindern geht. 10 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg suchen noch immer Familien verzweifelt ihre Kinder und auch umgekehrt. Deswegen hat das Rote Kreuz den Kindersuchdienst ins Leben gerufen, in dem etliche Frauen anhand von Beschreibungen und Aufrufen alles daransetzen, Familien wieder zusammenführen zu können.

In diesem Band geht es um die alleinerziehende Annegret und die aus reichem Hause stammende Charlotte – beide haben aufgrund der Einstellung vieler zum Thema Frauenarbeit einen schweren Start und Entscheidungen getroffen, die das berufliche Aus bedeuten würde. Doch der Fall des jungen Eberhard und auch der kleinen Monika zwingen sie dazu, zusammenarbeiten zu müssen und als dann noch die staatlichen Gelder entzogen werden, setzen sie alle Hebel in Bewegung, um den Kindersuchdienst zu retten und Tausende Waise davor zu bewahren, nie wieder ihre Familie zu finden.

Bis jetzt hatte ich gar keine Vorstellung, was es bedeutet hat, in der Nachkriegszeit und ohne Internet oder Handy auf Spurensuche zu gehen, zudem auch die Identität der Eltern mit ihren Kindern viel schwerer nachvollziehbar war als mit heutigen modernen Mitteln. Durch die Spuren des Krieges verschwanden viele schriftliche Unterlagen und die Suche und Zusammenführung gestaltete sich extrem schwierig.

Mit Annegret und Charlotte wurden zwei völlig verschiedene Charaktere gezeichnet, die zusammen mit ihren Kolleginnen dazu beitrugen, die Geschichte wirklich spannend und unterhaltsam zu gestalten. Die vielen Recherchen, die emotionalen Reaktionen der Familien und besonders der Kinder, Geheimnisse, die aufgedeckt wurden und so manche Fehler, die begangen wurden, waren toll miteinander verknüpft, so dass man das Buch gar nicht aus der Hand legen mochte.

Interessant wurde auch der damalige Altkanzler Adenauer mit seiner Tochter samt seiner Besonderheiten und Vorgehensweisen mit eingebaut, so dass eine schöne Kombination zwischen Fiktion und wahrer Begebenheit entstand. Einiges dazu kann man auch im Nachwort noch dazu lesen.

Was mir auch aufgefallen ist, war die Veränderung der steifen Haltung zu Frauen, ihren Fähigkeiten und Zuständigkeiten. Auch dazu nimmt die Autorin Stellung.
Das Ende bleibt dramatisch offen und nun heißt es, ein knappes Jahr warten, bis es mit dem 2.Teil weitergeht, in dem die beiden Frauen noch so einige Schicksale zu bewältigen haben.

Das Cover finde ich aufgrund des Hintergrundes mit den Briefen und dem Roten Kreuz samt Titel gut gelungen, aber die Frau mit dem Jungen wirken für mich vom Gesichtsausdruck etwas aufgesetzt und erzwungen, da kommt das, was im Buch vermittelt wird, nicht ganz so rüber.