Frauenschicksal im 14. Jahrhundert

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mammutkeks Avatar

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Noch einmal ein Jahrhundert zurück geht Liv Winterberg in ihrem neuesten Roman "Der Klang der Lüge". Spielte "Sehet die Sünder" noch im 15. Jahrhundert, ist jetzt das frühe 14. Jahrhundert an der Reihe. In einem kleinen Ort in Südfrankreich, in Seriol genau gesagt, kommen zwei Männer und eine junge Frau an. Die beiden Männer sind die Erben einer reichen Familie, Hans und Hugo, wegen ihres jüdischen Glaubens vertrieben - und nun auf der Wanderschaft nach Roussillon, das zum Königreich Mallorca gehörte. Alissende war die Magd der Eltern - und ist durch die Vertreibung selbst zur Vertriebenen geworden.
In Seriol werden die drei freundlich aufgenommen, Alissende fühlt sich zum ersten Mal in ihrem etwa 18jährigen Leben heimisch und sogar geliebt. Wurde sie doch als Baby im Wald ausgesetzt und nur durch Zufall von Sybilla gefunden.
Wenngleich historische Romane nicht meine Lieblingslektüre sind, haben mir die bisherigen Bücher von Liv Winterberg eigentlich ganz gut gefallen. Sie greift historische Themen auf, die mich interessieren - und so scheint es auch bei "Der Klang der Lüge" zu sein: Die frühe Judenverfolgung durch die christliche Kirche - vermischt mit einem Frauenschicksal. Und auch sprachlich kann ich mich mit Winterbergs Stil gut anfreunden. Allein das Personal scheint diesmal sehr üppig angelegt zu sein. Fraglich bleibt, ob es sinnvoll ist, mit einer zwei Seiten umfassenden Auflistung zu beginnen oder diese erst im Anhang aufzuführen. Denn bis die Personen wirklich im Buch erscheinen, sind sie doch aus dem Gedächtnis gelöscht. Und ich hoffe mal, dass Winterberg nicht auf den Spuren Tolstois wandeln möchte, was ihr Personal angeht!