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In einem abgelegenen Bergdorf wächst Tomura-kun auf, das Rauschen der Wälder begleitet ihn und prägt seine Leidenschaft für Klang und Musik. Als er eines Tages dem Klavierstimmer Itadori-san bei der Arbeit zusieht und -hört, ist er von dieser Aufgabe so fasziniert, dass er selber dieses Handwerk erlernt. Umgeben von erfahrenen Kollegen, setzt er sich allerdings sehr unter Druck und fühlt sich stets minderbegabt. Erst durch die Schwestern Yuni und Kazune und deren Schicksal findet er zu sich selbst und seiner Bestimmung.

Mit klaren Worten, einfach und prägnant, dennoch aber mit einer gewissen Melodie setzt Autorin Natsu Miyashita diesen Roman in Szene. Tomura-kun trifft fern von seiner Heimat auf viele Gewohnheiten, die ihm fremd sind. Nur langsam fügt er sich mit viel Fleiß ins Erwerbsleben ein und versucht, seine vermeintlichen Schwächen durch Ausdauer und Lernbereitschaft auszugleichen.

Während das Titelbild und der Klappentext sehr einladend wirken, so plätschert die Geschichte Tomura-kuns nur langsam und gemächlich dahin. Zu Beginn ist die Technik des Klavierstimmens noch sehr interessant, mit zunehmenden Wiederholungen wird die Sache jedoch ein wenig langatmig, auch wenn hinter jedem Klavier ein ganz individueller Pianist steht und jeder Spieler sich eine andere Klangnote wünscht. Ist Klavierstimmen also nur ein Handwerk, das man erlernen kann und eine reproduzierbare Technik? Oder steckt schlussendlich doch mehr dahinter? Der Protagonist muss sich viele Monate quälen, bis er wiederum auf die beiden Schwestern trifft, bei denen er das erste Mal nach seiner Grundausbildung beim Klavierstimmen dabei sein durfte. Erst jetzt erkennt er, was seine Arbeit bewirken kann und worauf er sein Augenmerk richten möchte.

Leider erscheint vieles in diesem Roman etwas schwermütig und eintönig, die Figuren bleiben nebelhaft fern, die Entwicklung Tomura-kuns nicht so lebendig, wie es hätte sein können. Vielleicht liegt es an der ganz anderen Kultur Japans, dass hier dieser Eindruck entsteht, an den sehr höflichen und oft recht förmlichen Umgangsformen, die kaum Privates und Ungezwungenes zulassen? In Summe handelt es sich um eine interessante Geschichte, die aber kaum Emotionen bei mir auslösen kann. Schade. Aufgrund der angenehmen Sprachmelodie und der grundsätzlich schönen Idee für dieses Buch vergebe ich drei Sterne.