Der Klavierstimmer

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
petris Avatar

Von

Tomura ist ein Kind der Berge und der Wälder, er stellt wenige Ansprüche, ist aber wach und offen. Als er in seiner Schule einen Klavierstimmer bei der Arbeit beobachtet und den Klang des Klavieres hört, ist er begeistert und weiß: Er will Klavierstimmer werden.
Ein hartes Unterfangen, das viel Geduld benötigt, viel Zeit, viel Selbstkritik und auch immer wieder Zweifel. Vor allem dann, wenn man weder ein absolutes Gehör besitzt, noch selber Klavier spielt. Doch Tomura weiß, was er will und macht sich auf den Weg. Auf diesem begleiten wir ihn. Wir sind mit ihm und seinen Kollegen dabei, wenn Klaviere gestimmt werden, wir begegnen ihren Kunden und besuchen mit ihnen Konzerte. Wir lauschen ihren Gesprächen über das Stimmen, über den Klang, darüber, wie man ein guter Klavierstimmer wird. Denn die Kollegen sind sehr unterschiedlich in ihrem Charakter und ihrer Herangehensweise. Von jedem kann Tomura etwas anderes lernen. Die Begegnung mit den Zwillingen Kazune und Yuni, die beide hervorragend Klavier spielen, jede auf ihre Weise, hinterlässt tiefen Eindruck bei Tomura und gibt seinem Leben eine neue Richtung. Seinem Leben als Klavierstimmer.
Dieser Roman ist sehr leise erzählt, sehr poetisch, die Wälder werden lebendig, Klaviere und ihr Klang, ihre Besitzer. Doch viel passiert hier nicht. Tomura lernt und entwickelt sich weiter, wir lernen seine Kollegen etwas besser kennen, doch im Mittelpunkt steht immer das Klavierstimmen, die Suche nach dem perfekten Klang für das jeweilige Klavier und die jeweilige Situation und der Klavierklang selbst. Ich mochte das sehr, spiele allerdings auch selber Klavier und bin fasziniert von der Tätigkeit der Klavierstimmer. Der Tag im Jahr, an dem mein Klavier gestimmt wird, ist immer ein Fest. Ich freue mich schon Wochen davor darauf. Und einen Klavierstimmer wechselt man nicht so schnell. Ich kann mich noch erinnern, wie traurig ich war, als unser alter aufhörte und der, den wir empfohlen bekamen, mein schönes, gut gewartetes, aber halt altes Klavier (Jahrhundertwende) schlecht machte. Den jetzigen mag ich sehr, er liebt alte Instrumente und ist generell ein Stimmer und Mensch, der zu uns und unserem Piano passt.
Also ja, die Faszination verstehe ich, auch die Liebe zum Klavierklang. Aber ohne diesen Bezug, hätte mir der Roman wohl etwas zu wenig Substanz gehabt. Das gewisse Etwas für ein 5-Sterne-Buch hat mir gefehlt. Schöne Lektüre war es dennoch!