Eine Vielschichtigkeit des Klavierstimmens poetisch zum Klingen gebracht

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Tomura ist ein Junge aus den Bergen Japans, der für den Besuch der High-School in die Stadt gezogen ist. Er scheint aufgrund seiner Herkunft in der Stadt noch nicht ganz angekommen und eher ein Einzelgänger zu sein. Als er daher eines Tages von seinem Lehrer darum gebeten wird, einen späten Gast in die Schule zu lassen, scheint dies zunächst nichts Ungewöhnliches. Und doch wird dies ein Tag sein, der sein ganzes Leben verändert. Die Töne, die der Klavierstimmer dem Klavier entlockt, rufen in Tomura ganz besondere Empfindungen hervor. Sofort fühlt er sich in den Wald seiner Heimat versetzt und ist so fasziniert, dass er diesen Beruf auch erlernen möchte. Doch wie könnte er, der niemals Klavier spielen gelernt hat, es schaffen, Klaviere mit einer solchen Magie zum Klingen zu bringen, wie sein Vorbild? Trotz aller Selbstzweifel lässt Tomura sich zum Klavierstimmer ausbilden. Dass eine abgeschlossene Ausbildung erst der Anfang des Wegs ist, und welche Feinheiten zu beachten, welche Sensibilität an den Tag zu legen ist und wie Tomura diesen Weg geht, erfährt der Leser dieses Buches.
Eine Ausbildung zum Klavierstimmer erscheint zunächst einmal eine eher technische Angelegenheit zu sein, für die Geduld, Präzision und ein gutes Gehör wichtig sein sollten. Wie könnte man dazu ein Buch schreiben, das nicht bereits nach wenigen Seiten langweilig wird? Diese Frage hatte ich mir zunächst beim Lesen des Klappentextes gestellt. Der Titel versprach jedoch, dass es sich hier nicht um eine reine Beschreibung einer trockenen Angelegenheit handelte. Und schon die ersten Seiten der Leseprobe vermochten mich vom Gegenteil zu überzeugen. Natsu Miyashita, und nicht zuletzt auch die Übersetzerin Sabine Mangold schaffen es, eine Faszination, Sensibilität und Vielschichtigkeit in die Erzählung zu bringen, die tatsächlich über 238 Seiten hin trägt. Wievielerlei Sichtweisen zu berücksichtigen sind, damit ein Klavier einen perfekten Klang entwickeln kann – und ob es überhaupt so etwas wie einen objektiv perfekten Klang gibt, wird hier mit einer solchen Sensiblität berichtet, dass ich die Erzählung sehr spannend fand. Einzig, die aus Europäischer Sicht doch scheinbar etwas zu übertriebenen Selbstzweifel des Protagonisten haben mich zwischendurch punktuell etwas genervt. Der Rest des Buches hat dies aber mehr als aufgewogen. Ein wenig an Musik interessiert sollte man wahrscheinlich schon sein, um dieses Buch zu lieben, dann bekommt es von mir aber eine uneingeschränkte Kauf- und Leseempfehlung.