Poetisch schön!

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„Der Klang der Wälder“ ist ein Roman von Natsu Miyashita und ist 2021 im Insel Verlag erschienen.
Die Handlung spielt in einem Instrumentenhandel in einer kleinen japanischen Stadt. Der 17-jährige Tomura entdeckt eines Tages die Leidenschaft zur Musik, ausgelöst durch einen Klavierstimmer. Er entscheidet sich fortan der Musik sein Leben zu widmen. Er lässt sich zum Klavierstimmer ausbilden und erhält eine Anstellung in einem kleinen Instrumentenhandel nahe seines Heimatdorfes. Trotz der Leidenschaft und Tomuras Hartnäckigkeit, wird seine Leistung von ständigen Versagensängsten kontrolliert. Die verschiedenen Gefühle beeinflussen Tomuras Wahrnehmung des „perfekten Klangs“ eines Klaviers. Als er die Schwestern Kazune und Yuni kennenlernt, merkt er, dass bloßes technisches Können nicht alles ist, was ein Klavierstimmer braucht. Nachdem er Kazune spielen hört, weiß er schließlich, dass Kazunes Spiel seine Bestimmung ist.
Die Entwicklung der Leidenschaft zur Musik, die der junge Tomura entdeckt und der er sein Leben widmet wird durch die bildhafte Sprache, die die Autorin verwendet. Gleichzeitig lässt die Bildhaftigkeit der Sprache die Gedankengänge und Gefühle des Protagonisten leicht verständlich nachvollziehen und gibt dem Leser/ der Leserin das Gefühl, diese im selben Moment zu empfinden. Der poetisch-philosophische Schreibstil passt zur Umgebung Japans und vermittelt einen schlüssigen Gesamteindruck. Während der Geschichte wird auch die Liebe der Autorin zum Klavier deutlich („Ein Klavier will gespielt werden. Es steht immer bereit. Für die Menschen, für die Musik. Bereit, uns die Schönheit der Welt zu eröffnen.“) Die Entwicklung Tomuras hin zu einem ambitionierten Klavierstimmer war für mich der schönste Moment der Geschichte und hat mich an der ein oder anderen Stelle über meine eigenen Gedanken reflektieren lassen. Das Thema des Romans (der Sinn des Lebens und die Liebe zur Musik) hat mir sehr gefallen.
Der Roman „Der Klang der Wälder“ zeigt sehr lebhaft den inneren Konflikt eines jungen Menschen, der sich zwischen Angst und Hartnäckigkeit den Sinn des Lebens erschließt. Miyashita entführt den Leser/ die Leserin hervorragend in die Innenwelt eines jungen Erwachsenen. Der Leser wird den inneren Kampf mitfühlen. Für Freunde eines spannungsreichen Romans, den man zwischendurch zur Hand nimmt, ist dieses Buch wahrscheinlich nichts. Vielmehr wird der Roman die ansprechen, die Gefallen am Mitfühlen und Einfühlen in seelische Konflikte lieben, sich reflektierend mit dem eigenen Leben auseinandersetzen wollen und nach dem Sinn des Lebens trachten. Für mich ist das Buch einen Kauf wert, da der Konflikt, den Tomura erlebt, zeitlos ist und sehr gut rüberkommt. Deshalb konnte ich mich gut in Tomura hineinversetzen – und das ist, was für mich ein gutes Buch ausmacht: es entführt mich in eine wunderschöne Welt.