Originelles, buntes, urkomisches, aber wenig märchenregelkonformes Vorlesevergnügen

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gluexklaus Avatar

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Der kleine Drache besucht die Drachenschule, um vom großen, alten Drachenlehrer zu lernen, wie man vorschriftsmäßig Prinzessinnen raubt. Doch das macht längst nicht so viel Spaß, wie man annehmen könnte. Stundenlang müssen Drachen still und untätig auf der Lauer liegend auf herannahende Kutschen warten und dann kann so ein Kampf mit Prinzen oder Rittern durchaus schmerzhaft sein. So richtig begeistert ist der kleine Drache von der Aussicht, ein Raubdrache zu werden, also nicht. Und dann läuft bei seiner ersten Prinzessinnenrauberei so einiges überhaupt nicht nach Plan und auch die zweite hat mehr als einen Haken. Ob der kleine Drache trotzdem für ein vorschriftsmäßiges Ende sorgen kann?

Autorin Dagmar H. Müller erzählt kindgemäß, anschaulich und lebendig. Sie verwendet viel wörtliche Rede, dadurch lässt sich die Geschichte sehr flüssig und abwechslungsreich vorlesen. Die drolligen, bunten Bilder von Sabine Rothmund illustrieren den Handlungsverlauf sehr motivierend und passend. Besonders die treffenden und witzigen Gesichtsausdrücke der Figuren sorgen für viel Spaß beim Lesen.
Die Geschichte eignet sich zum Vorlesen für Kinder ab fünf Jahren, zum Selberlesen für Kinder ab acht Jahren.

Ausnahmslos liebenswerte Figuren - einige davon mit herrlich amüsanten Namen- treten hier auf den Plan. Sie präsentieren sich dabei oft so ganz anders, als sie es ihrem Ruf nach tun müssten. Da ist zunächst der pfiffige, aufgeweckte kleine Drache, der manches hinterfragt und aus dem Bauch heraus ganz ohne Handbuch oft goldrichtig reagiert. Der brummige Drachenlehrer ist im Herzen längst nicht so streng, wie er nach außen wirken möchte. Prinzessin Poppy weiß durchaus, wie sich eine Prinzessin zu verhalten hat, ist bis über beide Ohren verliebt und muss gerade deshalb auch immer wieder über ihren Schatten springen. Sie und Prinzessin Caramella, die sich so gar nicht prinzessinenkonform benimmt, stellen im Drachenreich so einiges auf den Kopf. Und dann gibt es noch Prinz Harik, einen ziemlich ängstlichen und eher untypischen Prinzen.

„Glück ist, wenn alle gewonnen haben“. Ob es am Ende trotz aller Hindernisse und Turbulenzen zu einer Win-Win-Situation für alle kommt?
„Das vorschriftsmäßige Rauben von Prinzessinnen“ hält sich an keine Vorschrift der klassischen Prinzessinnenentführung. Drachen sind hier nicht echt gefährlich und furchteinflössend und Prinzessinnen gar nicht mal so hilflos. Mut heißt hier nicht todesmutig und mit großem Selbstbewusstsein zu kämpfen, sondern erhält eine ganz andere, recht bemerkenswerte Bedeutung. Außerdem wird sehr schön gezeigt, wie sich bedingungslose Liebe auch äußern kann.
Dagmar H. Müller hat eine schräges, originelles, phantasievolles, chaotisches und dabei sehr spannendes Drachen-Prinzessinnenabenteuer erfunden, die von der ersten bis zur letzten Seite überzeugt. Ein ausgesprochen lustiger Vorlesespaß mit wunderbaren Charakteren für alle Drachen-, Prinzessinnen- und Abenteuerfans! Märchenhafter Stoff, der großes Potential für die kommende, von uns schon jetzt heiß ersehnte Fortsetzung bietet.