Spannender 11. Teil der Jordan-Hill-Serie

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emma winter Avatar

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Bereits zum 11. Mal stehen Carol Jordan und Tony Hill im Mittelpunkt eines Thrillers von Val McDermid. "Der Knochengarten" wird jedoch ohne das Zutun der beiden Protagonisten von der Polizei Bradfield ausgehoben.

Man muss keinen der vorherigen Bände gelesen haben, um sich in diesem Buch zurechtzufinden. Die legendäre Leiterin des Major Incident Teams, Carol Jordan, ist nicht mehr im Amt und Profiler Tony Hill, ihr engster Vertrauter im Team, verbüßt eine mehrjährige Haftstrafe. Der neue Leiter des Teams, ein unsympathischer Typ namens Rutherford, steht mit den alten Kollegen von Jordan vor einem schwierigen und grausigen Fall: Auf dem Grundstück eines leerstehenden Klosters werden vierzig Skelette gefunden. Was geschah in den vergangenen Jahrzehnten, als im Kloster auch ein Kinderheim für Mädchen untergebracht war?

Eigentlich geht es um drei unterschiedliche Fälle, dazu noch die Handlung um Tony Hill im Gefängnis. Ganz schön viel für einen Thriller von knapp 460 Seiten. Zunächst werden mehrere Erzählstränge gestartet, so ist der Prolog gleich dem Täter gewidmet. Die Leser wissen also von Beginn an, dass diese Person, die auch namentlich genannt wird, zumindest beteiligt ist. Weitere Kapitel befassen sich mit Carols Rückkehr ins "normale" Leben und einem Neuanfang, sowie den alten Mitarbeitern im Team, die es nicht nur mit einem neuen Boss, sondern auch mit neuen Kollegen zu tun haben.
Das Buch braucht ein paar Seiten, bis die Spannung einsetzt, aber dann konnte ich es nicht mehr aus der Hand legen. Es ist dieses Mal eher eine Verhörarbeit, als eine nervenaufreibende Suche nach dem Täter. Es gibt keine wirklich brenzligen Situationen bei der Verbrecherjagd und es werden auch keine Tathergänge beschrieben. Die Opfer sind bereits alle tot.
Dennoch hat das Buch durchaus einen Spannungsbogen, der bis zum Ende anhält. Die kurzen Kapitel und häufigen Sichtwechsel tun ein übriges.

Ich hätte mir noch ein bisschen mehr Aufklärung bzw. Nachberichterstattung zur Bearbeitung des Falls der vierzig Skelette gewünscht, das kam am Ende etwas kurz weg.

Val McDermind versteht es einen Thriller zu schreiben, auch wenn der vorliegende etwas schwächer ist. Schnörkellos wird das Geschehen geschildert, es gibt wenig Überflüssiges drumherum. Aber diese nägelkauenden Verbrecherjagden oder das langsame Aufbauen einer extrem bedrohlichen Situation, wenn ein Serienmörder sein Opfer ausspäht z.B. fehlen hier. Das kann die Autorin besonders gut.

Die alten Kollegen, die besonders mit der Verhörexpertin Paula und der Königin der Internetrecherche, Stacey Chen, interessante Persönlichkeiten aufweisen, sind wieder im Einsatz. Für Carol ergibt sich im Lauf der Handlung eine Alternative zu ihrer vorherigen Arbeit als Polizistin und auf Tony wartet nur noch ein knappes Jahr Haft. Die Zeichen stehen gut, dass es auf irgendeine Weise wieder einen gemeinsamen Fall geben wird. Dann wird das alte Dreamteam wieder einen fiesen Serienmörder jagen, so wie es in den vorherigen Bänden war und wie alle Fans die Reihe lieben.
Der 11. Band der Jorden-Hill-Reihe erhält vier Sterne.