Der König bittet zum Tanz auf dem Feuer

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gürkchen Avatar

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Die beiden Brüder Roy und Carl Opgard leben in der kleinen Gemeinde Os, im norwegischen Hinterland. Es geschehen dort seltsame Todesfälle, die zwar offiziell unter dem Deckmantel der suizidalen Ursachen bei der Polizei abgeschlossen sind, aber allesamt auf das Konto der Opgard-Brüder gehen. Dorfpolizist Kurt Olsen will Roy unbedingt die Morde nachweisen und ihn nach Jahren hinter Gittern bringen, schließlich ist sein Vater eines der tragischen Opfer. Roy hingegen ist frisch verliebt in Nathalie, die er in jungen Jahren vor sexuellen Übergriffen durch ihren Vater beschützt hat. Gemeinsam planen sie das größte Projekt was Os je gesehen hat – die höchste Holzachterbahn nach Plänen von Roys verstorbener Partnerin Shannon. Das Projekt steht jedoch unter keinem guten Stern, denn weitere Todesfälle bringen die Opgards Stück für Stück der Verdammnis näher.

Jo Nesbø ist einer der wenigen Autoren, die in mir sofort das Krimifieber wecken, wenn eine Neuerscheinung angekündigt wird. Der Vorgänger „Ihr Königreich“, der im September 2020 erschien, ist leider aus unerklärlichen Gründen nicht bei mir im Bücherregal gelandet, was dem Lesevergnügen der aktuellen Lektüre aber keinen Abbruch bietet, weil eine Zusammenfassung über die Kapitel hinweg eingeflochten wird.

Der Kriminalroman wird aus der Sicht von Roy erzählt und seine kühle Art, mit der er uns Leser direkt zu Beginn zu der geplanten Bestechung eines Mitglieds von GeoData mitnimmt, die Firma, die Os mit einem möglichen Tunnelbau sowohl zum strahlenden Glanz als auch zum Verderben bringen kann, strahlt die Attitüde eines abgebrühten Serienkillers aus. Als Analphabet hatte es Roy im Unterricht sicherlich nicht immer einfach, aber seine Kommunikationsstärke ist eine Gabe, für die es kein eigenes Fach in der Schule gibt. Beinahe mühelos lenkt er Dialoge mit einem Geschick in die Richtung, die er für seine Zwecke benötigt und führt seine naiven Gesprächspartner wie zahme Lämmer vor die sprichwörtliche Schlachtbank. Der Autor legt seinen Fokus hier auf gesellschaftskritische Aspekte, denn die Bewohner von Os zeigen reihenweise, dass jeder sich selbst der Nächste ist und man mit den richtigen Argumenten jegliche Moralvorstellungen zu Fall bringt und der eigene Schutz unbezahlbar ist.

„Der König“ war ein Highlight, da der Plot diverse Verzweigungen und Nebenschauplätze bietet, die das Gesamtkonstrukt aber in keiner Weise unglaubwürdig oder aufgesetzt wirken lassen. Man staunt lediglich, wie bravourös Roy die kleinen und großen Probleme aus dem Weg räumt und ihn der ehrgeizige Dorfpolizist aber irgendwie immer ein wenig in seiner Raffinesse unterschätzt. Wird es für den Serienkiller aus dem friedlichen Os schlussendlich eine Quittung geben? Lest selbst und lasst euch in das Mörderdorf Os und seine gesellschaftlichen Abgründe entführen.