Rau, poetisch, eindringlich – ein starker Auftakt mit viel Atmosphäre

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lukasp Avatar

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Schon die ersten Seiten von Der Krabbenfischer zeigen, dass Benjamin Wood etwas Besonderes gelingt: Er nimmt uns mit in die salzige, karge Welt eines jungen Mannes, der mit seiner Mutter in einer heruntergekommenen Küstenregion lebt – irgendwo zwischen Armut, Tradition und ungestillten Sehnsüchten.

Die Leseprobe ist keine einfache Kost, aber sie beeindruckt durch ihre sprachliche Kraft und Authentizität. Woods Stil ist rau, fast körperlich. Man riecht den fauligen Fischgeruch, hört das Knacken alter Gelenke, spürt den Regen auf der Haut und das Gewicht des täglichen Überlebens. Besonders faszinierend: Der Protagonist ist erst 20 – fühlt sich aber wie 60.

Gleichzeitig schwingt leise Hoffnung mit. In seinem Geheimnis – einer versteckten Gitarre, mit der er Musik macht – liegt ein zarter Kontrast zum harten Alltag. Auch das Verhältnis zur Mutter ist ambivalent: geprägt von Abhängigkeit, Enge und trotzdem einer gewissen Fürsorge.

Ein unerwartetes Fundstück im Netz am Ende der Leseprobe bringt leichten Thrill in die Geschichte – was ist in der rostigen Metallkiste? Dieser Moment verleiht dem ruhigen, fast dokumentarischen Erzählen plötzlich eine Spannung, die neugierig auf den Fortgang macht.

Bewertung: 5 von 5 Sternen.
Ein sprachlich herausragender, atmosphärisch dichter Romanbeginn mit Tiefgang. Für alle, die literarische Geschichten mit Charakter suchen.