Mittelmäßig spannendes Debüt

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
tine1211 Avatar

Von

Der Kreidemann von C.J. Tudor
Es war ein ganz normaler Tag, an dem der zwölfjährige Eddie mit seinen Freunden einen lustigen Nachmittag auf dem Jahrmarkt verbringen wollte. Nur ein kurzer Augenblick kann den Verlauf eines Lebens ändern. Dieser Tag ist es auch, als Eddie den Kreidemann zum ersten Mal traf und der ihn auf eine Idee brachte: Die Möglichkeit, geheime Botschaften durch Zeichnungen aus Kreide an seine Freunde zu übermitteln. Eddie und seinen Freunden machten die geheimnisvollen Botschaften Spaß- bis die Figuren sie zur Leiche eines jungen Mädchens führen.
Dies alles ist bereits dreißig Jahre her und Eddie und seine Freunde haben die Vergangenheit hinter sich gelassen und leben ihr Leben. Dann erhält Eddie einen Brief, der nur ein Stück Kreide und die Zeichnung eines Strichmännchens enthält. Er findet heraus, dass auch seine alten Freunde diese Briefe erhalten haben und sich die Geschichte zu wiederholen beginnt. Doch sie war nie zu Ende….
Als ich vorab die Leseprobe von dem Kreidemann las, war bereits auf den ersten Seiten so viel Spannung zu spüren. Der Tag auf dem Jahrmarkt, als Eddie Zeuge eines schrecklichen Zwischenfalls wird und den Kreidemann kennenlernt.
Das Buch ist optisch sehr hochwertig und ansprechend gestaltet. Das Cover fühlt sich angenehm an und liegt super in der Hand.
Schreibstil:
Der Beginn der Geschichte beginnt mit einem dramatischen Zwischenfall, dem es an Spannung keinesfalls mangelt. In der Geschichte findet ein stetiger Wechsel zwischen Eddies Kindheit und der Gegenwart statt, dem der Leser aber problemlos folgen kann. Der Schreibstil ist klar und einfach zu lesen, der keine Fragen offen lässt.
Charaktere
Eddie:
Eddie ist der Mittelpunkt der Erzählung. Eddie, der heutzutage wohl als „Nerd“ bezeichnet worden wäre und Opfer von Mobbing wird, möchte zusammen mit seiner Clique einen tollen Tag auf dem Jahrmarkt verbringen. Dieser endet auf tragische Weise. Doch dort lernt er den Kreidemann kennen, der ihn auf die Idee mit den geheimen Botschaften bringt. Eddie ist etwas introvertiert und hält Kontakt zu dem bleichen Mann. Eddie ist ein interessanter Charakter, denn er ist in Abläufe verwickelt, die er sich seltsamerweise nicht erklären kann Bis zum Ende ist Eddie mysteriös und undurchschaubar.
Mr. Halloran
Mr. Halloran ist der neue Lehrer an Eddies Schule. Aufgrund seines Albinismus wird er auch „der Kreidemann“ genannt. Nicht zuletzt, weil er Eddie von der Möglichkeit der geheimen Botschaften durch die Kreidezeichnungen erzählt und die er selbst in seiner Kindheit gerne genutzt hat. Mr. Halloran ist klug und hilfsbereit, immer freundlich und hält auch in seiner Freizeit einen netten Kontakt mit Schülern. Als er sich in eine Schülerin verliebt, wird er, nicht zuletzt wegen seines Aussehens, zum Außenseiter. Der Kreidemann ist mir persönlich der liebste Charakter des Buches und die Geschichte hat gezeigt, dass das Aussehen eines Menschen bedauerlicherweise häufig dazu führt, dass liebevolle und herzensgute Menschen schnell verurteilt werden.
Meine Meinung:
Ich hatte nach dem Lesen der Leseprobe und der enormen Spannung, die durch das Drama auf dem Jahrmarkt erzeugt wurde, hohe Erwartungen an den Kreidemann. Das Buch hält sich äußerst Spannend zu Beginn. In der Gegenwart wird angedeutet, dass ein Mord passiert und es ist spannend, wer es sein wird und was es mit den Kreidezeichnungen auf sich hat.
Als Eddie in der Gegenwart den Brief erhält, beginnt er die Vergangenheit aufzurollen und über die Geschehnisse zu berichten. Die Vergangenheitserzählungen enthalten spannungstechnische viele Überraschungen und Wendungen bereit, die das Buch äußerst lesenswert machen und auch mit Horrorgeschichten konkurrieren können.
Leider empfand ich die Gegenwartserzählungen im Gegensatz dazu farblos und langweilig und auch Eddie wurde mir in der Gegenwart durch seine nerdige Art etwas unsympathisch. Der Wechsel zwischen den Jahren führte bei mir leider zu einer abflauenden Spannung, obwohl die Zeitebenen durch geschickte Cliffhanger geschickt miteinander verflochten wurden.
Das Ende der Geschichte kam nach langer Vorbereitung dann ganz schnell und plötzlich, was mich etwas irritiert hat. Obwohl in der Geschichte alle losen Enden verknüpft und keine Fragen offen blieben, blieb eine leichte Enttäuschung zurück. Dies kann zuletzt aber auch an meinen sehr hohen Erwartungen gelegen haben.
Die Autorin hat mit dem Kreidemann ihr Debüt geschrieben, was überaus gelungen ist. Ich würde es nicht als Thriller einstufen, dennoch ist es spannend zu lesen und absolut lesenswert.
Goldmann Verlag
ISBN 978-3-44231464-5
384 Seiten