mysteriöse Kreidebotschaften

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dorli Avatar

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Anderbury/Südengland. Eddie Adams wollte eigentlich einen tollen Nachmittag mit seinen Freunden auf dem Jahrmarkt verbringen, doch was fröhlich beginnt, endet mit einer Katastrophe: Eine Wagen löst sich von einem Kirmeskarussell und verletzt ein Mädchen schwer. Eddie und ein bleicher Mann, von dem Eddie später erfährt, dass dieser Halloran heißt und sein neuer Lehrer sein wird, leisten Erste Hilfe. Mr. Halloran ist es auch, der Eddie auf die Idee mit den Kreidebotschaften bringt. Eine Art Geheimschrift, die nur Eddie und seine Freunde verstehen und mit denen sie, ähnlich wie Hinweise bei einer Schnitzeljagd, Nachrichten austauschen können. Ein großartiger Spaß, bis zu dem Tag, als die Kreidezeichnungen die Jungs zu einer Leiche führen…

Das alles ist dreißig Jahre her. Was längs vergessen schien, wird plötzlich wieder lebendig, als Ed per Post einen Brief erhält, in dem sich ein Stück Kreide und eine Strichmännchenzeichnung befinden. Der Kreidemann ist zurück und die Geschichte von damals scheint sich zu wiederholen…

C.J. Tudor hat einen flüssig zu lesenden, sehr fesselnden Schreibstil, der den Leser schnell in das Geschehen hineinzieht. Die Autorin beginnt ihren Thriller mit einem grausigen Prolog: Jemand kniet in einem Wald neben einem abgetrennten Mädchenkopf nieder, heb den Kopf auf, steckt ihn in eine Tasche und trägt diese fort.

Im Folgenden lernt man Ed Adams kennen. C.J. Tudor überlässt es Ed selbst, sich vorzustellen und dem Leser seine Geschichte zu erzählen. Der mittlerweile 42-jährige Lehrer berichtet im kapitelweisen Wechsel von den Ereignissen 1986 und den Geschehnissen, die sich im Jahr 2016 in der vermeintlich idyllischen Kleinstadt abspielen.

Die Autorin hat ein gutes Händchen dafür, die Spannung langsam ansteigen zu lassen. Ed schildert die Vorkommnisse ruhig und unaufgeregt. Nach und nach bekommt man als Leser Einblick in die Geheimnisse der Akteure. Man gerät mit Ed & Co. in einen Strudel aus realen und mysteriösen Ereignissen und kann dabei prima über Hintergründe und Zusammenhänge grübeln und spekulieren. Überraschungen und Wendungen sorgen im Verlauf der Handlung dafür, dass die Geschichte immer wieder neuen Schwung bekommt und die Sogwirkung bis zur letzten Seite nicht abreißt.

„Der Kreidemann“ hat mir sehr gut gefallen – ein abwechslungsreicher Thriller, der auch ohne nervenzerreißender Höchstspannung zu fesseln vermag.