Überraschend anders!

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amaryllis Avatar

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„Mit zunehmendem Alter wird man nicht unbedingt klüger, nur intoleranter.“ Gleich zu Beginn überrascht mich dieses schöne Zitat bei der Lektüre von „Der Kreidemann“. Und bei einem schönen Zitat ist es nicht geblieben; C.J. Tudor hat einen wunderbaren Schreibstil, den ich so nicht in einem Thriller erwartet hätte. Ich bin begeistert!
Atmosphärisch ist es ebenfalls wunderbar geschrieben, zeitweise wirklich gruselig, wobei dies aber nie realitätsfern erscheint, und ebenso auch nur einen kleinen Teil der Geschichte einnimmt. Wer viel Blut erwartet, wird hier enttäuscht werden – der „Thrill“ kommt eher ruhig daher. (…um mit einem Knall zu enden!)
Da die Geschichte ja abwechselnd in der Gegenwart und dem Jahr 1986 spielt, wird es zum einen nie langweilig, zum anderen enden die Kapitel natürlich oft mit Cliffhangern. Es fällt schwer, das Buch zwischenzeitlich aus der Hand zu legen.
Auch erlebt man so die Entwicklung der Personen mit, erfährt (Hinter-)Gründe, taucht in ihre Köpfe ein(besonders natürlich beim Protagonisten Eddie, aus dessen Perspektive erzählt wird)und so bleiben die Personen auch nie oberflächlich. Schon bald war mir Eddie irgendwie sympathisch, wenn er auch ein komischer Kauz zu sein scheint. Seine Mitbewohnerin Chloe – ebenfalls alles andere als der Durchschnittsbürger – ist ebenfalls so ein Sympathieträger.
Nach und nach erfährt der Leser wie die Beziehungen der einzelnen Personen sich damals entwickelt haben und warum sie heute so sind, wie sie sind.

Für mich war C.J. Tudors „Der Kreidemann“ ein sehr angenehm zu lesender Thriller. Wer von Serienmördern und Katz-und-Maus-Jagden erst einmal genug hat, wird hier einen ruhig erzählten, nichtdestotrotz sehr spannenden Thriller finden, der nicht nur an der Oberfläche kratzt, der mit authentischen Charaktere n aufwartet und der sprachlich viel zu bieten hat.
Die Autorin werde ich mir auf alle Fälle merken!