Der Biss des Dämons

Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern Leerer Stern Leerer Stern
metalpanda Avatar

Von

Das Glück der frischverlobten Sophie und Rafael scheint perfekt, wird jedoch rasch unterbrochen, als der junge Arzt Rafael in Kolumbien erschossen wird. Sophie will der Trauer und dem endlosen Herzeleid davon laufen und wagt einen Neuanfang in Paris.

Doch nichts hilft, den letzten Ausweg sieht sie nur darin, ihrem Verlobten hinterher in den Tod zu stürzen. Auf der Brücke stehend, sieht sie jedoch ein Schiff unter sich vorbeifahren und darauf meint sie, ihren toten Freund zu sehen. Kann das denn sein? Sophie macht sich auf die Suche und entdeckt dabei so einige magische Kräfte in der Stadt der Liebe – gute wie böse. Sie findet den Rafael wieder, doch es ist nicht mehr IHR Rafael. Nach seinem Tod kehrte er als gefallener Engel auf die Erde zurück…

So fesselnd die Geschichte beginnt, nimmt die Spannung leider spätestens nach dem ersten Drittel rapide ab. Der Schreibstil ist zwar ganz gut, jedoch hält sich die Autorin oft mit langweiligen und überflüssigen Beschreibungen auf, die für den Verlauf der Geschichte keine Rolle spielen. Auch manche Charaktere scheinen überflüssig (wie die selbstmordgefährdete Lilith) oder umgekehrt für denen zugemessene Bedeutung zu wenig ausgearbeitet. Wie z.B. Jean, der Sophie nicht nur viele Tipps zur Materie gibt, sondern sich wohl schon länger in der „Engelszene“ rumtreibt. Aus seiner Figur könnte man viel mehr machen, so taucht er jedoch nur ab und zu als „Retter“ auf und treibt der Sophie durch sein Aussehen unsittliche Gedanken in den Kopf. Der „Mann mit der Sonnenbrille“ dagegen spielt erst am Ende der Geschichte eine Rolle, verfolgt Sophie aber von Anfang an, selbst schon zu der Zeit als sie noch gar nicht sicher wusste, ob es Rafe war, den sie auf dem Schiff gesehen hat.

Der „Rafe“ läuft dann übrigens erst einmal dauernd der Sophie über den Weg, was natürlich in einer Millionenstadt sehr unwahrscheinlich ist, auch wenn er magische Kräfte besitzt. Immerhin trifft sie ihn, als er sich mit anderen Leuten – oder Dämonen – abgibt, das tut er natürlich immer genau da, wo auch Sophie sich gerade befindet.

Die ständigen langen Beschreibung von Paris, dessen Sehenswürdigkeiten, U-Bahn-Stationen, den Leuten und dem Treiben auf den Straßen sowie dem Nachtleben sind zwar ganz interessant und zeugen von der Liebe der Autorin zu dieser Stadt. Mit der Zeit werden diese jedoch leider langweilig und scheinen den Roman nur unnötig in die Länge zu ziehen. Außerdem benutzt Sarah Lukas gerne Fremdwörter und ganze Sätze in fremden Sprachen (Französisch, Englisch, Latein). Diese werden nicht immer oder nicht vollständig übersetzt. Gerade wenn man als Leser nicht all dieser Sprachen mächtig ist, kann man sich den Sinn dann ausdenken, und das hält beim Lesen auf.

Grundsätzlich scheint Sarah Lukas viele gute Ideen gehabt zu haben, die jedoch nicht im gewünschten Umfang in den Rahmen des Romans reingepasst haben. So tauchen am Rande Details auf, bei denen man annehmen könnte, sie würden im Verlaufe der Geschichte einen tieferen Sinn erfüllen, dann jedoch wieder in Vergessenheit geraten. So zum Beispiel das geheimnisvolle Nähzimmer und das Atelier der Vermieterin von Sophie. Seitenlang wird beschrieben, wie Sophie dem Atelier einen neuen Glanz verleiht … Und dann?

Fraglich ist außerdem, wieso ausgerechnet so ein herzensguter Mensch wie Rafael zum gefallenen Engel wird? Darauf geht die Autorin gar nicht ein, stattdessen werden Passagen aus der Bibel zitiert, die manchmal gar nicht richtig in den Kontext passen. Man hat leider stellenweise das Gefühl, dass diese Zitate nur eingefügt wurden, weil darin das Wort „Engel“ vorkommt.

**Fazit** : Wenn  man meine doch sehr ernüchternd ausgefallene Rezension liest, könnte man denken, dass mir das Genre nicht zusagt. Doch, ich mag Fantasy, aber bitte richtig. Hier ist jedoch zuviel Kitsch drin, fast schon wie bei einem Liebesroman für pubertierende Mädchen. Verliebt in einen Bösen, der ganz viele unheimliche Dinge kann. Der total sexy aussieht, aber wehe er zeigt sein wahres Gesicht…

„Der Kuss des Engels“ sieht nach einem netten Versuch der Autorin aus, Romantik und Fantasyelemente zu verbinden. Leider ist das Ganze zu wenig mit Handlung behaftet und durch Belanglosigkeiten in die Länge gezogen und die Pointen sind stellenweise nicht durchdacht. Die Lektüre ist nur etwas für durch und durch romantische, Paris liebende Frauen. Grundsätzlich lese ich jedes angefangene Buch zu Ende, bei diesem hier hatte ich aber echte Schwierigkeiten damit - dafür aber keine Einschlafschwierigkeiten über der Lektüre.

Die Autorin hat wohl versucht, auf das beliebte Thema "Verliebt in einen Vampir" aufzuspringen, wollte dabei aber etwas einfallsreicher sein und hat den Vampir durch den bösen Engel ersetzt. Vielleicht hätte sie dabei eine Richtung einschlagen sollen - entweder ein Liebesroman oder Fantasy, aber beides zusammen – da fehlt leider der Biss.