Der Kuss des Engels...

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°°° Die Gestaltung des Buches °°°

Über die äußere Gestaltung und Aufmachung des Buches kann man sich durchweg nur positiv äußern. Schon das Cover ist sehr ansprechend mit einem engelsgleichen Frauenbild in einer leichten Grauschattierung gestaltet. Rund um diese Frauengestalt herum ranken sich zahlreiche Ornamente. Auch bei der Ausgestaltung der einzelnen Kapitel hat man sich sehr viel Mühe gegeben, denn jedes neue Kapitel wird mit einem wunderschönen Ornament begonnen und kleine Engelsflügel zieren die Unterteilungen innerhalb der Kapitel. Positiv zu vermerken ist auch die gelungene Übersichtskarte von Paris, die man ganz vorne und hinten im Buch finden kann.


°°° Die Hauptpersonen °°°

Damit ihr euch die Charaktere besser vorstellen könnt, werde ich sie euch hier nun ganz knapp vorstellen:

--- Sophie Bachmann ---

Sie ist 24 Jahre alt und zog nach dem Tod ihres Verlobten Rafael nach Paris, wo er ihr einst im Urlaub einen Heiratsantrag machte, um dort ein neues Leben zu beginnen. Sophie besucht in Paris eine Sprachschule und lebt mit der netten älteren Dame Madame Guimard in einem kleinen Haus.

--- Rafael Wagner / Gadreel ---

Er ist Sophies Verlobter, der bei einem freiwilligen Einsatz als Arzt in Kolumbien erschossen wurde. Nach seinem Tod lebt er als gefallener Engel in Paris weiter und trifft dort auch einige Zeit später wieder mit Sophie zusammen.

--- Jean Meric ---

Ein sympathischer Franzose, der Sophie daran hindern möchte, mit dem gefallenen Engel Rafe Kontakt aufzunehmen. Er brach sein Theologiestudium ab und widmet sich nun vor allem den Geschichten um Engel, weshalb er Sophie immer wieder mit Rat und Tat zur Seite steht. Während ihrer gemeinsamen Zeit in Paris verliebt er sich in Sophie, muss aber schon bald einsehen, dass es sich um eine einseitige Liebe handelt, da Sophie noch zu sehr an ihrem verstorbenem Verlobten Rafe hängt.


°°° Der Inhalt °°°

Nach dem Tod ihres Verlobten Rafael in Kolumbien, wandert die Deutsche Sophie Bachmann nach Paris aus, um sich dort ein neues Leben aufzubauen. Sie kämpft zwar noch mit der Trauer um ihren verstorbenen Geliebten, versucht aber sich nichts anmerken zu lassen und stets das Beste aus der Situation zu machen. Aus diesem Grund besucht sie den angesagten Club Les Etages, um sich dort mit Freundinnen aus ihrem Sprachkurs zu treffen. Doch Sophie wird promt versetzt und Paris erscheint ihr schon nach wenigen Tagen ohne Rafe trist und langweilig. Als sie sich im Club von einem Mann beobachtet fühlt, verlässt sie ihn fluchtartig. Sophie irrt durch die Straßen von Paris und versucht schließlich, von der Trauer überwältigt, sich bei einem Sprung von der Pont Marie das Leben zu nehmen, um auf diesem Weg wieder mit ihrem Verlobten vereint sein zu können. Doch kurz bevor sie springen kann, fährt ein Lastkahn unter der Brücke hindurch, auf der Sophie drei Männer sehen kann. Und sie traut ihren Augen nicht, denn unter den drei Männern erkennt sie klar und deutlich ihren Rafe!

Schon am nächsten Tag macht sich Sophie nun auf die Suche nach dem Lastkahn, um so Hinweise auf den Verbleib ihrer Verlobten zu erhalten, denn sie glaubt nun, dass Rafael seinen Tod aus irgendeinem Grund nur vorgetäuscht hat. Auf ihrer Suche, die sie quer durch Paris führt, fühlt sich Sophie beobachtet. Der Mann aus dem Les Etages folgt ihr. Er lässt sich auch in der Metro nicht abschütteln und Sophie beginnt sich allmählich große Sorgen um ihre Sicherheit zu machen. Doch die Suche nach dem Lastkahn steht im Vordergrund. Sie findet den Lastkahn schließlich und erhält die Information, dass sich Rafe oft in der Gegend um die Rue Mouffetard aufhält. Überglücklich bezieht Sophie am nächsten Tag dort einen Spähposten in einem kleinen Cafe und kann ihr Glück kaum fassen, als sie Rafe am Abend wieder sieht.

Sophie folgt ihm und wird in einer dunklen Gasse Zeuge, wie ihr geliebter Rafe gemeinsam mit den zwei anderen Männern vom Lastkahn einen Mann verprügelt. Sie kann es kaum fassen, doch kurz bevor sie ihren Beobachtungsposten verlassen und Rafe zur Rede stellen kann, drückt sich eine kalte Hand auf ihren Mund. Es ist Jean Meric, der Sophie davon abhält, sich Rafe zu zeigen und ihr erklärt, dass sie niemals mit ihm Kontakt aufnehmen darf, da er gefährlich ist. Verwirrt und enttäuscht kehrt Sophie nach Hause zurück. Was soll sie von diesem Zwischenfall bloß halten? Sie verabredet sich für den nächsten Abend mit Jean Meric und erhofft sich dort, die ersehnten Antworten zu bekommen...

Wie man schon dem Klappentext entnehmen kann, stellt sich heraus, dass Rafael ein gefallener Engel geworden ist und unter dem Namen Gadreel nun in Paris lebt. Doch wer ist der Mann, der Sophie ständig verfolgt? Und welches Geheimnis verbirgt sich hinter Jean, der alles über Engel zu wissen scheint? Das möchte ich euch natürlich nicht verraten, um nicht die ganze Spannung vorwegzunehmen ;-)


°°° Eindrücke °°°

Während des gesamten Romans gelingt es der Autorin, ihren Sprachstil auf einem hohen Niveau zu halten. Dennoch wirkt die Sprache für den Leser flüssig und leicht verständlich, stellenweise auch verträumt und sehr gefühlvoll. Sarah Lukas beherrscht es wie keine andere, den Leser durch genaue, detailgetreue Beschreibungen der Handlungsorte direkt nach Paris, in die Stadt der Liebe zu entführen. Sie zeichnet Paris in lebendigen Farben und fängt stets die Atmosphäre eines Augenblicks durch die moderne Sprache mit Leichtigkeit in wunderschönen Bildern ein, ohne dabei kitschig zu wirken. Den lockeren Lesefluss unterbrechen nur gelegentlich eingestreute lateinische Sentenzen, die teilweise für die Leser nicht übersetzt werden.

Durch den Wechsel der Erzählperspektiven zwischen Sophie und Jean, gelingt es der Autorin, der Geschichte einen gewissen Schwung zu verleihen. Alle Hauptpersonen weisen jedoch mit Ausnahme von Sophie nur an wenigen Stellen Tiefgang auf, da kaum Informationen über die einzelnen Charaktere gegeben werden. Viele Dinge, wie Jeans Vergangenheit und was mit seiner Familie geschah werden angedeutet, jedoch bis zum Ende nicht aufgeklärt. So bleibt der Großteil der Personen für meinen Geschmack etwas zu oberflächlich, wodurch die Personen für den Leser leider kaum greifbar und schwer vorstellbar bleiben.

Sarah Lukas hält sich leider im Verlauf des Romans auch immer wieder an Kleinigkeiten auf, die im eigentlichen Sinn nicht zur Handlung beitragen. So wird neben der Haupthandlung noch eine weitere Geschichte erzählt, die von der kleinen Lylith handelt. Diese Geschichte zieht sich durch einen großen Teil des Buches, wird aber am Schluss des Buchs in einem einzigen Nebensatz beendet.

Bedauerlicherweise schafft es Sarah Lukas nicht, während des gesamten Romans die Spannung aufrecht zu erhalten. Nach einem wirklich spannenden Einstieg, flacht die Geschichte recht schnell ab und mündet in einen langatmigen Mittelteil, in dem sich der Leser durch allerlei theologische und philosophische Diskussionen, sowie zahlreiche Bibelzitate kämpfen muss. Dialoge über das Entstehen der gefallenen Engel nehmen dem zusätzlich Buch das Tempo und sorgen für Verwirrung. Erst auf den letzten Seiten des Buches nimmt die Geschichte wieder an Spannung zu.

Jedoch hat man als Leser durch das plötzliche und sehr abrupte Ende der Geschichte das Gefühl, dass noch viele Fragen ungeklärt geblieben sind. Man weiß nicht genau worauf die Autorin mit ihrem Roman hinaus wollte. Das Liebe unsterblich ist? Das Gott Gutes wie auch Böses in die Welt bringt? Zudem ist es schade, dass immer wieder "etwas Großes" angesprochen wird, mit der Liebesbeziehung zwischen Sophie und Rafael zu tun hat. Jedoch wurde dieses große Ereignis am Ende der Geschichte nur kurz abgehandelt und nur nebenbei erwähnt, obwohl man sich als Leser mehr davon erhofft hatte.


°°° Fazit °°°

Sarah Lukas Debütroman brilliert durch ihre gelungene Sprache und die vielen Beschreibungen der Stadt Paris. Man kann viel Potential erkennen, jedoch schafft sie es leider nicht, ihre Handlung zu einem geschlossenen Kreis zu führen. Im Verlauf der Geschichte geht bedauerlicherweise an einigen langatmigen Passagen die Spannung immer wieder verloren. Insgesamt handelt es sich hierbei um einen durchschnittlichen Roman, der für ein Wochenende unbeschwerten Lesespaß bieten kann. Deshalb vergebe ich 3 von 5 Sternen, da dennoch ein gewisses Potential erkennbar ist.