Kein Kuss der Muse...

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parden Avatar

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Sophies Leben ist zusammengebrochen als ihr Verlobter Raphael in Kolumbien von Guerillas erschossen wurde, wo er als werdender Arzt bei einer Hilfsmission im Einsatz war. Seitdem weiß Sophie nicht mehr, wie es weitergehen soll.
Sie zieht nach Paris und versucht neu zu beginnen. Doch die Gedanken an Raphael und die Trauer um ihn lassen sie nicht los. Eines Tages beschließt sie, sich auf einer Brücke über der Seine das Leben zu nehmen. In diesem Augenblick sieht sie jedoch einen Mann, der ihrem verstorbenen Geliebten so ähnlich sieht, dass Sophie glaubt, es sei Raphael selbst. So lässt sie von ihrem Vorhaben ab und versucht ihn in der Millionenstadt zu finden, was ihr auch tatsächlich gelingt. Doch dieser Raphael ist nicht der Raphael, den sie kannte und liebte und von dem sie geliebt wurde.

Wer aber ist er? Er erkennt Sophie nicht, kann sich an nichts Gemeinsames erinnern, er benimmt sich sehr seltsam und scheint sogar mit den dunklen kriminellen Gestalten der nächtlichen französischen Hauptstadt verbunden zu sein.
Schließlich stellt sich heraus, dass der wieder aufgetauchte Raphael ein gefallener Engel ist…

Positiv zu vermerken ist, dass der Schreibstil von Sarah Lukas recht flüssig ist. Bemerkenswert ist die ausführliche Recherche zum Thema "Engel", die die Autorin offensichtlich betrieben haben muss. Die Geschichte selbst – naja…
Nicht so sehr gestört hat mich die Tatsache, dass es sich bei dem Roman eher um ein Jugendbuch handelt, auch wenn die weinerlich-naive Art der Protagonistin mich teilweise genervt hat. Und bis zu dem Punkt, an dem sich herausstellte, dass der ehemalige Geliebte ein gefallener Engel ist, fand ich die Geschichte sogar halbwegs spannend.

Doch es gab einige Punkte an dem Buch, die mich wirklich gestört haben. So lobenswert z.B. eine gründliche Recherche zu einem bestimmten Thema ist, so bedacht und wohldosiert sollte deren Einsatz in einem Roman dann aber sein. Sarah Engels jedoch scheint versucht zu haben, ihr gesamtes Wissen über "Engel" aus der Bibel, den Apokryphen und sonstigen Quellen in das Geschehen einzuflechten, dazu noch häufig in der Originalsprache wie Latein, was dann aber noch nicht einmal immer übersetzt wurde. Für an der Thematik als solcher interessierte Leser sicherlich eine lohnenswerte Lektüre, doch für mich hat es den Fluss der Geschichte ein ums andere Mal sehr beeinträchtigt.
Auch die häufigen Weg- und Ortsbeschreibungen inerhalb von Paris trugen nicht zum Lesevergnügen bei. Die ständige bloße Aneinanderreihung von Straßennamen und manchen Sehenswürdigkeiten mögen davon zeugen, wie gut sich die Autorin in dieser Weltstadt auskennt, für mich war es aber einfach nur ermüdend…

Diesen Mix aus Romantik, Fantasy, Religionswissenschaft und Reiseführer fand ich insgesamt also nicht besonders gelungen und kann das Buch daher nur bedingt empfehlen. Wenn man kein Talent zum Querlesen und Überfliegen uninteressanter Details hat, sollte man besser von der Lektüre absehen.
Auf die Fortsetzung im zweiten Band "Der Kuss des Jägers" werde ich jedenfalls verzichten…