Nicht für jeden.

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aline.re Avatar

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Meine Meinung:
Ich habe "Der Kuss des Engels" bereits vor einigen Wochen begonnen. Doch irgendwie begann ich mich durch die detaillierten Ortsbeschreibungen von Paris schnell zu langweilen. Da ich aber zu spüren glaubte, dass die Geschichte sicherlich noch einiges zu bieten hat, wollte ich es zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal versuchen. Nämlich dann, wenn ich selbst in Paris gewesen wäre und mehr mit solchen Beschreibungen anfangen könnte.
Genauso gestaltete es sich letztlich.
Ich las das Buch von neuem und war sofort begeisterter, als beim ersten Anlauf, denn viele Straßennamen und Plätze hatten jetzt richtige Gesichter und Formen in meinem Kopf und ich konnte meine eigenen Erlebnisse und Erfahrungen mit denen von Sophie in Paris verknüpfen.
"Der Kuss des Engels" braucht eine Weile, bis er seine Wirkung entfaltet und ich den Handlungsfaden erkennen konnte. Er ist eher zartbesaitet. Denn Sophie ist eine zurückhaltendere Person, die sich schnell in ihren idealisierten Vorstellungen von Liebe und dem Leben verliert und Träumen nachhängt. Gleichzeitig ist sie bereit für ihre Ziele zu kämpfen. Mir kam es dennoch so vor, als täte sie dies eher zaghaft und genauso wie Sophie ist, ist auch diese Geschichte. Meistens zumindest, denn manchmal schleicht sich etwas gefährliches in die Gedankengänge von Sophie, die aus der Ich-Perspektive sämtlichen Geschehnisse schildert.
Dämonen und Engel kommen ins Spiel und Sophie wird in Machenschaften verwickelt, die gar nicht ihrem Naturell entsprechen. Lange bevor sie dies ahnt oder es auch nur wahrhaben will, lässt Sarah Lukas ihre LeserInnen einen Blick voraus werfen, indem sie gelegentlich eine andere Person erzählen lässt, die auf diesem Gebiet erfahren ist und Sophie gerne warnen möchte.
In diesem Zusammenhang ist Jean (die andere Perspektive) sehr wichtig und nimmt eine recht wichtige Rolle in diesem Spektakel ein. Er kämpft nicht nur gegen die Seite, in die Sophie sich nun scheinbar verliebt, nein, er ist auch noch der direkte Gegenspieler von Rafael, also sein Antagonist. So entstehen erneute Spannungen und ich meinte beinahe zu fühlen, wie sich die Luft um die beiden herum anstaute und darauf wartete, entladen zu werden.
Der französische Charme nimmt mich immer wieder für sich ein. Ich finde es höchst erheiternd gelegentliche französische Parts aufzuschnappen und mir vorzustellen, wie es wohl wäre, selbst noch einmal dort in Frankreich zu sein und das zu erleben, was die jeweilige Person zurzeit durchmacht.
"Der Kuss des Engels" sucht vor allen Dingen nach Antworten, die viele Menschen sich stellen. Nach dem Grund für das Böse in der Welt und was überhaupt als gut und was als böse zu definieren ist.

Mein Fazit:
Ich bin richtig froh, dass ich diesem Werk eine zweite Chance gab und kann gar nicht mehr nachvollziehen, was mich genau anfangs störte. Denn ich liebe Geschichten dieser Art, in denen die Schöpfungsgeschichte auf die moderne Zeit übertragen wird und in einer bestimmten Interpretation Auswirkungen auf die Hauptcharaktere ausübt.
So entdecke ich immer noch etwas neues und kann eine weitere Theorie zu meinem Interesse hinzufügen, die sich individuell erweitern und eigens interpretieren lässt.
Ich danke dieser Autorin für diesen elegant, anmutenden Roman, der mich positiv überraschte und genauso 'rein' ist, wie seine äußere Gestaltung und einfach nur wunderschön!