Mehr als nur eine Gruselstory

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loreley Avatar

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Vordergründig geht es zunächst um Schlafforscherin Mara Lux, die selbst unter Schlaflosigkeit leidet und ein geheimnisvolles altes Anwesen erbt. Der Erblasser ist ein alter Mann, jemand, den Mara nicht zu kennen glaubt. Vor Ort erlebt sie seltsame Dinge in diesem Haus. Sie hört Stimmen, erhält Botschaften und erfühlt Stimmungen, die sie nicht einordnen kann. Wenn sie mal einen kurzen Schlaf findet, sendet dieser ihr absonderliche Botschaften.

Die Story hat sich für mich zunächst etwas gezogen und ich wusste nicht genau, wie ich mit der Handlung umgehen sollte. Am Schluss machte aber alles einen Sinn. Das ist ein Buch, das für mich nachklingen muss und das ist definitiv noch ein zweites Mal lesen werde!
Die Geschichte ist zudem in die Natur eingebettet. Tiere wie z.B. ein Reh, das plötzlich in der Küche steht, bewirken einen absonderlichen Aspekt, der zunächst merkwürdig wirkt, den Menschen dadurch aber als Teil eines Ganzen in den Kosmos einfügt. Dazu muss ich sagen, dass ich selbst mal ein solches Erlebnis hatte in einem Ferienhaus in Dänemark, als plötzlich ein Reh vor meinem Fenster stand und wir uns minutenlang anstarrten. Das war für mich eine ganz besondere Begegnung, und spätestens ab dieser Stelle der Geschichte hatte mich das Buch dann eingefangen. 🦌

Die Autorin flechtet darüber hinaus Elemente aus Physik und Psychologie in die Handlung. Besonders gefallen hat mir hier die Überlegung der Protagonistin, wo der Mensch anfängt und wo er endet. Wir denken zwar zu unserer Umwelt abgegrenzt zu sein, dies ist aber aus metaphysischer Sicht nicht zu erklären, da die Haut selbst als Begrenzungsorgan des Menschen aus Atomen besteht. Die Atome wiederum übertragen Energien durch ihre Elektronen, so dass es faktisch keine Grenzen gibt.
Wenn es keine Grenzen gibt, kann auch Übertragung stattfinden, die nicht mit dem Auge zu erkennen ist. Mara erfühlt Dinge, die mit dem reinen Verstand nicht zu erklären sind. Sie träumt Vorhersagen und begegnet anderen hellfühligen Menschen, die ihr Hinweise und Botschaften geben. Diese paranormalen Elemente, kombiniert mit wissenschaftlichen Erklärungsversuchen, fand ich interessant und haben die Geschichte zu etwas besonderem gemacht.

Man kann "Der längste Schlaf" nicht als Spannungs- oder Gruselroman bagatellisieren. Hier werden magische Elemente, Wissenschaft, paranormale Phänomene, Hellsichtigkeit, Natur- und Tierliebe sowie Schlafforschung vermischt zu einer Geschichte, die einem fantasievollen Gemälde von Salvador Dalí gleicht und die Feinsinnigkeit einer zarten Rose im Sommer und die Stärke eines Wasserfalls miteinander vereint. Der Leser befindet sich in einem Zustand zwischen Schlafen und Wachen. Alles ist ein wenig unwirklich und scheint nicht real zu sein, fügt sich letztendlich aber zu einem klaren Bild.

Noch bevor ich es gegoogelt habe wusste ich, dass Melanie Raabe vom Sternzeichen Löwe sein muss. Der Roman ist so positiv, stark und voller Sonne! Es gab viele Lesemomente, die ich als sehr lebensbejahend und kraftvoll empfunden habe. 🌞🌞🌞
Die Beschreibungen von Glück, die die Figuren zum Teil nachempfinden, die Gerüche und ihre Kindheitserinnerungen, sind beim Lesen wie eine Endorphinspritze!