Bezaubernde Illustrationen zu einer unausgereiften Geschichte

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sillesoeren Avatar

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Überall ist zu lesen, dass dieses Buch sich zum Vorlesen für Kinder ab 5 Jahren oder zum ersten Selberlesen eignet. Das sehe ich nach einigen Anläufen ganz anders.

Meine Achtjährige weigert sich, ein Buch allein zu lesen, in dem es um Tod und Trauer geht. Ich habe es ihr zusammen mit den fast fünfjährigen Zwillingen mehrfach vorgelesen und wir finden keinen Zugang zum Inhalt des Buchs, obwohl uns die Bilder immer wieder aufs Neue faszinieren.

Zu viele Fragen bleiben offen. Zu viel muss vom Vorleser erklärt werden. Selbst ein Leseanfänger, der mutiger ist als meine Tochter, käme mit dem Inhalt allein nicht klar. Die poetische Sprache gefällt meinen Kindern, ebenso die eher mädchenhafte Erscheinung des Jungen Adam.

Den traurigen Anfang können wir gut verstehen. Wer jemals als Kind einen Hund verloren hat, kennt die Nähe zur Depression in der ersten Phase der Trauer.

Nicht verstehen können wir Sonjas Geschichte. Wie kann sie mit ihrer Katze eine so lange und gefährliche Reise unternehmen, ohne dass irgendjemand sich kümmert. Wo sind die Eltern? Was tun sie nach Sonjas Verschwinden? Meine Kinder sind fassungslos, dass hier ein Kind einfach von zuhause verschwindet und es wohl niemanden interessiert.

Gerade in einem Buch, in dem es um Trauer und Verlust geht, ist das aber doch so wichtig!

Ich wurde mehr gewollt, als gekonnt, denn von Sonjas Gefühlen spüren wir beim Lesen/Vorlesen gar nichts. Was spüren beide, als sie sich begegnen? Werden sie Freunde? Und wohin ist Adams Trauer plötzlich verpufft? Akzeptiert er den Verlust?


Fazit:
Eine schöne Buchidee mit brillanter Illustration, leider wurde im Text zu kurz gesprungen.