Spannende Reise von der Trauer zum Neubeginn

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„Der lange Weg zu dir“ ist ein Kinderbuch von Martin Widmark (Text) und Emilia Dziubak (Illustrationen) und ist in deutscher Ausgabe 2019 im Verlag arsEdition erschienen.

Die Geschichte spielt (Vermutung!) Ende des 18. Jahrhunderts in einer dörflichen Gegend direkt am Meer und handelt von Sonia und ihrer Katze Miezi sowie Adam und seinem Hund Rufus. Als Rufus im hohen Alter verstirbt fällt Adam in eine depressive Trauer und Sonia folgt ihrer Katze Miezi auf eine lange und spannende Reise unbekannten Ziels, auf der ihr viele Gefahren und Hindernisse begegnen. Illustriert wurde das Buch von Emilia Dziubak, die die Stimmung des Lesers durch detaillierte Darstellungen und die Farbgebung der Bilder beeinflusst.

Zentraler Teil der Geschichte ist der Verlust von Rufus, dem Hund von Anton, der gleich zu Beginn des Buches im hohen Alter verstirbt und der abenteuerlichen Reise von neuen Freunden (Sonia und Miezi), die dadurch einen Neubeginn für Adam ermöglichen.

Die Bearbeitung von Trauer und Verlust, Verpackt in einer Geschichte die Kinder verstehen und auf ihr eigenes Leben übertragen können ist ein spannendes und herausforderndes Thema aber nicht immer geglückt. Der Autor nimmt wenig Bezug zu Verarbeitungsstrategien. Die spannende Reise von Sonia und Miezi ist schön zu lesen, aber es besteht keine echte Verbindung zu den Themen „Trauer“ und „Neubeginn“. Antons Trauer wird hingegen sowohl illustratorisch als auch im Text ausgiebig behandelt, was das Buch teilweise sehr düster macht aber auch bewirkt das man sich gleich in den kleinen Jungen hineinversetzen kann, der, überrascht von dem plötzlichen Tod seines besten Freundes aufhört zu essen und trinken, im Bett bleibt und sich völlig in sich selbst zurückzieht.
Die Bilder sind ausgesprochen detailliert gezeichnet für ein Kinderbuch aber teilweise sehr dunkel, bedrückend und für sensible Kinder möglicherweise auch unheimlich.

Die Sprache, die Widmark verwendet, orientiert sich an Kindern, insbesondere zu Beginn sind die Sätze kurz und Bildhaft und leicht zu verstehen. Wahrscheinlich weil es sich insbesondere zum Vorlesen für Kinder ab 5 Jahren oder zum ersten Selberlesen eignen soll. Im Verlauf des Buches leidet die Verständlichkeit dadurch, dass die Geschichte nicht in der Gegenwart spielt: Pferdewagen, Honigkuchen, Silbermünzen und Wachtposten die an Brücken Papiere verlangen tauchen im Alltag von Kindern heute nicht mehr auf und das erschwert möglicherweise das erste Lesevergnügen. Schwierig könnte auch sein, gerade bei kleinen Kindern, die sich noch sehr an dem was sie sehen, lesen und hören orientieren, dass Gepflogenheiten die Kindern oft in mühsamer Kleinstarbeit beigebracht werden, der Spannung wegen nicht beachtet werden. Beispielsweise läuft zu Beginn Miezi los (Beginn ihrer großen Reise) und Sonia folgt, sie sagt niemandem Bescheid, sie hat keine erwachsene Begleitung, trinkt aus Regentonnen und steigt bei einem fremden Mann in die Kutsche, als dieser sie erpresst.

Das Kinderbuch „Der lange Weg zu dir“ ist wunderschön und detailliert illustriert, zieht einen in seinen Bann und entführt einen auf eine Reise mit Sonia und Miezi um Anton beizustehen. Allerdings ist die Rahmenhandlung nicht immer schlüssig. Ein größerer Schwerpunkt auf der Freundschaft der beiden und Strategien wie man über einen Verlust hinwegkommt und weniger auf der Reise von Sonia und Antons (fast schon beängstigend intensiver) Trauer würden dem Buch gut tun.

Für mich ist das Buch trotzdem einen Kauf wert, allein schon der Bilder wegen, es ist teilweise jedoch etwas düster und schwer verständlich, daher würde ich es eher Kindern empfehlen die schon etwas älter sind und nicht allzu sensibel auf schwierige Themen und dunkle Bilder reagieren. Es kann gut geeignet sein um das Thema „Tod“ anzustoßen, sollte aber unbedingt von einem Erwachsenen begleitet werden.