Die tragische Historie um Doktor Faustus geht weiter

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kleine hexe Avatar

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Gaukler, Wundheiler, Akrobaten, Sternendeuter, Seiltänzer, kurz das fahrende Volk hatte es in alten Zeiten nicht leicht. Sie sorgten für Unterhaltung und Kurzweil auf Jahrmärkten, waren fast vogelfrei. Sie galten als unehrbar und unberührbar, aber die Frauen unter ihnen waren ständig in Gefahr vergewaltigt und missbraucht zu werden. Kein leichtes Schicksal. In der vorliegenden LP begegnen wir Johann Georg Faustus wieder, bekannt von Christopher Marlowe, Berlioz oder Goethe und nun Oliver Pötzsch. Über den historischen Dr. Faust ist wenig bekannt, er war ein „weitbeschreyter Zauberer unnd Schwartzkuenstler“ (so im Volksbuch von 1587). Umso interessanter ist es, wie sich seine Figur im Laufe der Zeit verändert hat, seine Rezeption in der Gesellschaft. Seit Goethe dürfte er allen Gymnasiasten bekannt sein (hoffentlich). Oliver Pötzsch hat mit seiner Interpretation des Faust Stoffes neue Maßstäbe gesetzt, neue Facetten geschaffen. Spannend und interessant geschrieben, liest sich die LP leicht. Die Sprache ist mal der historischen Zeit angepasst, mal mit Begriffen, die es zu der Zeit nicht in der deutschen Sprache gegeben hat, versetzt, wie z.B. „fair“, das erst im 20. Jahrhundert aus dem Englischen in die deutsche Sprache gekommen ist, seit 1915 erst im Rechtschreibduden erfasst wurde. Auch frage ich mich, wie ein armes Waisenmädchen aus den Nürnberger Katakomben wohl mit Puppen spielen konnte, damals, zur Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert. Aber das tut der Geschichte keinen Abbruch.