Der Nebel

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wal.li Avatar

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In einer postapokalyptischen Welt neben nur noch etwas über hundert Personen auf einer kleinen Insel. Eine geheimnisvolle Barriere schützt sie vor einem tödlichen Nebel. Die Wissenschaftlerin und Lehrerin Niema hält das Gemeinwesen zusammen. Emory, die immer Niemas Lieblingsschülerin war, ist noch dabei, ihren Weg zu finden. Auch sie hat schon eine Familie gegründet. Bei einigen Talenten hat sie festgestellt, dass sie diese eher nicht besitzt. Lehrerin zu werden, ist nun fast die letzte Möglichkeit. Doch wofür Emory steht, ist das Stellen von Fragen. Ihr Wissensdurst ist schier unersättlich und sie versucht, die Gedanken in die richtige Reihe zu bringen. Als Niema tot aufgefunden wird, könnte gerade das es sein, was die kleine Gemeinschaft retten könnte.

Die drei Wissenschaftler allen voran Niema führen und leiten die kleine Inselpopulation. Sie geben den Weg vor und die anderen halten sie an die Empfehlungen. Damit führen sie nach der Katastrophe ein zwar hartes und entbehrungsreiches, aber doch angenehmes und sicheres Leben. Durch den hinterhältigen Mord gerät das ganze Gefüge durcheinander. Die Lage wird dadurch erschwert, dass sich keiner an den vorangegangenen Abend erinnern kann. Emory fällt nun die heikle Aufgabe zu, das Rätsel zu lösen. Zeit hat sie dafür nur 107 Stunden, denn mit Niemas Tod ist auch die Schutzbarriere heruntergefahren worden und der Nebel rückt näher.

Welch schönes Idyll könnte der verbliebene Rest der Welt sein, könnte man bei Anblick des farbenfroh gestalteten Covers denken. Man sieht den Leuchtturm, die Seilbahn, ein Boot, eine Hai-Finne. Eine Hai-Finne? Ganz so ungefährlich ist das Leben auf der Insel wohl doch nicht. Doch wie wird Emory mit der Bedrohung, die Gemeinschaft durch den Mord erfährt, fertigwerden? Kann sie dieser Aufgabe überhaupt gewachsen sein? Wer könnte die Macht und die Mittel gehabt haben, eine so gemeine Tat zu begehen? Emory ist eine, die anpackt. Als Leser möchte man sich gerne mit ihr identifizieren, auch wenn man erfährt, dass das aus gewissen Gründen eigentlich nicht geht. Auch einige Ungereimtheiten, die eher auf mathematischer Ebene liegen, werden im Verlauf geklärt. Überhaupt entwickelt sich der postapokalyptische Kriminalfall auf ganz andere Weise als man vermuten könnte. Neben der einfachen Aufklärung eines Mordes, die alles andere als einfach ist, geht es auch um eine Fortentwicklung. Wer sollte in einer Welt das Sagen haben? Und was wäre, wenn es einmal nicht die üblichen Verdächtigen wären? Ein Gedanken-Experiment, das hier gewagt wurde und dem man viel Erfolg wünschen möchte. In der heutigen Zeit beginnt man bald, sich zu fragen, auf welche Insel man fliehen sollte und ob die Gegenwart, den Autor nicht beinahe schon eingeholt hat. Die Schlussfolgerung, die man vielleicht ziehen kann, ist irgendwie hoffnungslos und hoffnungsfroh zugleich. Ein lesenswerter Roman, der sich nicht hundertprozentig einem Genre zuordnen lässt.

4,5 Sterne