Krimi, Dystopie und Science-Fiction

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
jordis Avatar

Von

Stuart Turton entwirft mit Der letzte Mord am Ende der Welt eine faszinierende, aber auch ziemlich verstörende Zukunftsvision. Die letzten Überlebenden der Menschheit haben sich auf einer abgelegenen Insel versammelt, umgeben von einem tödlichen Nebel, der alles Leben auslöscht. Der Alltag dort ist streng reglementiert, gesteuert von den Ältesten der Gemeinschaft, mit der Hilfe der KI Abi, deren Stimme alle Bewohner in ihren Köpfen hören können. Dann geschieht plötzlich ein Mord und das fragile Gleichgewicht kommt ins Wanken.

Der Einstieg ist sehr fesselnd. Die Geschichte wirft viele Fragen auf, und man wird direkt in dieses rätselhafte Szenario gezogen. Besonders spannend ist die ungewöhnliche Erzählweise: Die Perspektiven wechseln oft, und auch Abi, die allwissende KI erzählt aus Ihrer Perspektive, verschweigt aber gleichzeitig entscheidende Informationen. Das kann anfangs etwas verwirrend sein, genau so wie die vielen Figuren.

Die Geschichte wird zum Ende hin immer komplexer. Es gibt viele Enthüllungen, wilde Theorien und Verdächtigungen, die sich ständig ändern. Das ist spannend, aber auch fordernd, manchmal hätte weniger vielleicht mehr sein können. Trotzdem bleibt das Buch packend und überrascht mit cleveren Ideen.

Dazu kommt noch die dichte Atmosphäre. Die isolierte Insel, die ständige Überwachung, die strengen Regeln, all das sorgt für ein beklemmendes Gefühl. Gleichzeitig wirft das Buch große ethische Fragen auf: Wie weit darf Kontrolle gehen? Ist Sicherheit wichtiger als Freiheit? Und was passiert mit einer Gesellschaft, die nichts mehr hinterfragt? Diese Themen machen die Geschichte besonders spannend, weil sie immer wieder zum Nachdenken anregt.

Der letzte Mord am Ende der Welt ist eine Mischung aus Krimi, Dystopie und Science-Fiction und definitiv kein 08/15-Thriller. Die ungewöhnliche Erzählweise, das düstere Setting und die großen ethischen Fragen machen es zu einer besonderen Lektüre. Man muss sich darauf einlassen, aber wer Lust auf etwas Außergewöhnliches hat, wird hier definitiv nicht enttäuscht.