Science Fantasy mit Krimiplot

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Die Grundidee ist grandios: Eine Insel im Mittelmeer, auf der die letzten Überlebenden der durch einen fleischfressenden Nebel verursachen Apokalypse ausharren. Ein Mord an einer Wissenschaftlerin, der die Schutzschilde herunterfährt und einen Countdown in Gang setzt: In 107 Stunden nimmt der Nebel die Insel vollständig ein, wenn der Mörder nicht gefunden wird. Doch wie klärt man einen Mord auf, an den sich niemand erinnern kann?

Durch das Genre »Kriminalroman« auf dem Cover hatte ich erwartet (und zugegebenermaßen auch gehofft), dass der Anteil des Krimiplots in diesem Genremix mit Fantasy und postapokalyptischer Science Fiction überwiegt. Dem ist leider nicht so. Auf den ersten 100 Seiten lernen wir die Welt und die Figuren kennen– ohne allerdings wirklich etwas zu erfahren. Das ist durchaus unterhaltsam geschrieben und liest sich angenehm runter, erinnert aber eher an Fantasy als an einen Krimi. Irgendwann geschieht dann endlich der Mord, mit dem der Plot Fahrt aufnimmt, auch wenn die vielen Ortswechsel mitunter etwas hektisch wirken.

Die Ideen, die Stuart Turton hier einfließen lässt, sind originell und die Geschichte wartet mit der ein oder anderen überraschenden Wendung auf. Es macht Spaß den größtenteils sympathischen und interessanten Figuren – allen voran Dorfermittlerin Emory – zu folgen. Sie lassen sich problemlos auseinanderhalten und sind gut ausgearbeitet, zudem sorgen zahlreiche Perspektivwechsel und angenehm kurze Kapitel dafür, dass man nur so durch die Seiten fliegt. Und die Auflösung ist zwar nicht schwer zu erraten, aber durchaus schlüssig und, besonders mit Hinblick auf den Epilog, zufriedenstellend.

Wer Lust auf postapokalyptische Science Fantasy mit Krimiplot hat, wird an diesem Buch definitiv seine Freude haben; klassische Krimileser könnten durch die ausufernde Exposition eher abgeschreckt werden.